Konfliktbaustelle am Sonntag: Wenn Schweigen lauter ist als Streit

Heute Morgen im Café. Zwei Menschen, wohl ein Paar, sitzen sich gegenüber. Sie schweigen. Nicht das entspannte, stille Schweigen, das Nähe schafft – sondern das spitze, gespannte Schweigen, das die Luft dicker macht als jeder Vorwurf. Ich beobachte sie unauffällig interessiert, ich spüre deutlich: Hier tobt ein Konflikt, lautlos. Es erinnert mich daran, wie oft wir glauben, ein Konflikt sei nur dann real, wenn er laut wird. Wenn Türen knallen, Stimmen sich überlagern, Wörter wie Pfeile fliegen. Aber oft sind es genau die unausgesprochenen Dinge, die am heftigsten wirken. „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ – Paul Watzlawick Schweigen ist auch Kommunikation. Es sagt: Ich ziehe mich zurück. Oder: Du bist mir gerade zu viel. Manchmal: Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Und Schweigen kann Schutz sein. Nicht jeder Konflikt muss sofort auf den Tisch. Aber kein Konflikt löst sich von selbst, nur weil er verschwiegen wird. Manchmal braucht es Mut, das erste Wort zu sagen. Oder die richtige Frage: „Was ist gerade zwischen uns?“ „Willst du reden oder noch nicht?“ "Was ist los?" - "Nichts!" - Ok, dann lass uns über das "Nichts" reden. Vielleicht wäre das auch eine Baustelle, die man sonntags betreten darf: Nicht mit Presslufthammer, sondern mit vorsichtigem Werkzeug. Vielleicht ist Sonntag der richtige Tag, um einen Konflikt anzusehen, auch wenn man ihn noch nicht anspricht. Oder, wer weiß: vielleicht gerade dann. Frage an euch: Wann habt ihr zuletzt geschwiegen – und was habt ihr damit gesagt?

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