22. Juni – Die Sonne brennt, das Jahr bröckelt: Silvestermenü? Jetzt schon?

Der längste Tag ist gerade mal vorbei. Es sind 36 Grad im Schatten, irgendwo zirpen Grillen, jemand dreht sich am Baggersee gerade zum besseren Bräunungswinkel – und dann DAS: Ein Plakat an der Tür eines Restaurants: „Jetzt Silvestermenü buchen!“ Wirklich? Jetzt? Zwischen Sonnencreme und Bleigießen: Wir stehen barfuß im Hochsommer und sollen gleichzeitig mental Glitzerhütchen aufsetzen, Raclette vorbestellen und über Vorspeisen im Dezember nachdenken? Klar, wirtschaftlich verständlich – aber kommunikationspsychologisch? Nein. Denn das sendet eine Botschaft, die weit über das Menü hinausgeht: „Es geht nicht um dein Gefühl – es geht um unsere Planung.“ „Freu dich jetzt schon auf das nächste To-do.“ Was macht diese Kommunikation mit uns? Sie nimmt uns den Moment. Statt die längste Phase des Lichts zu feiern, werden wir direkt an das Jahresende erinnert – an Kälte, Dunkelheit und Kalenderpanik. Sie schiebt Erwartungen über Bedürfnisse. Was wir brauchen, ist Achtsamkeit. Was wir bekommen, ist Vorausverkauf. Sie verfehlt die Stimmungslage. Psychologisch gesehen ist das wie Glühwein bei 28 Grad: ungesund für die innere Balance. Kommunikation ist auch Klimapflege – innerlich wie äußerlich. Wer im Juni von Silvester spricht, schickt die Seele auf eine Zeitreise, für die sie nicht gepackt hat. Und ja – in acht Wochen gibt es Lebkuchen im Supermarkt. Aber muss man jetzt schon daran erinnert werden, dass das Licht wieder schwindet und der Konsumzyklus erneut anzieht? Was wir brauchen, ist saisongerechte Kommunikation. Kommunikation, die uns da abholt, wo wir sind – nicht da, wo wir eventuell im Quartalsbericht enden sollen. Ein Plädoyer der Konfliktbaustelle für die kommunikative Sommerpause: Wir sagen: Lasst uns erstmal schwitzen, lachen, schwimmen. Lasst uns Wassermelone statt Wunderkerzen. Lasst uns ein paar Wochen lang nicht an den Jahreswechsel denken. Denn: Wer mitten im Sommer Silvester ruft, verkauft nicht – er überfordert. Kommunikation ist mehr als Timing. Sie ist Empathie mit der Stimmungslage. Und manchmal ist es besser, einfach nur ein Schild aufzuhängen: „Heute: Eiskaffee. Viel davon.“ Bleibt im Jetzt – euer Team von www.Konfliktbaustelle.blogspot.com

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