"Ich habe heute frei!" – Kommunikation am Rande des Blogwahnsinns
Wir schreiben 08:17 Uhr.
Die Sonne scheint, der Kaffee duftet, das WLAN steht.
Ich drehe mich zu meinem Blogpartner, mit dem ich nicht nur Ideen, sondern auch mein Leben teile, und frage – wie immer freundlich, offen, voller Vorfreude:
„Was wünschst du dir für ein Thema für den heutigen Blogeintrag?“
Er schaut kurz auf. Hebt den Kopf, lächelt fast entschuldigend. Und sagt:
„Ich habe heute frei.“
So.
Da steht man nun mit seiner Kommunikationsbegeisterung.
Gerade noch bereit, gemeinsam kreativ loszulegen, und plötzlich sitzt man allein im metaphorischen Redaktionsbüro.
Was dieser eine Satz so alles sagt
Oberflächlich betrachtet: drei Wörter. Kurz, klar, unspektakulär.
Aber wenn man genauer hinhört – also wirklich hinhört –, dann steckt in diesem Mini-Satz ein ganzer Roman. Zwischen den Zeilen spürt man:
Da hat jemand das Bedürfnis, den Kopf frei zu bekommen, vielleicht nach einer Woche voller Termine, Mails, Erwartungshaltungen.
Da spricht jemand mit dem Vertrauen, dass ich das schon verstehen werde. Dass ich ihn nicht überreden werde. Und dass ich – ganz vielleicht – über genau das schreiben werde.
Klingt nach Beziehung. Nach Nähe.
Und ein bisschen auch nach einem leisen Appell:
„Bitte – nimm das nicht persönlich. Und lass mich heute einfach mal raus.“
Frei haben. Und trotzdem da sein.
Ich entscheide mich dafür, nicht beleidigt zu sein. Nicht zu schmollen oder mit der Kaffeetasse zu klappern.
Denn Kommunikation bedeutet auch: Das Nicht-Wollen des Anderen ernst zu nehmen.
Das Bedürfnis nach Pause als Teil der Verbindung zu sehen, nicht als deren Abbruch.
Und vielleicht ist das sogar das schönste Thema für heute:
Wie viel Verständnis in einem „Ich habe heute frei“ stecken kann.
Wie viel Beziehung darin liegt, wenn man sich traut, nicht zu liefern.
Und wie viel Klarheit, wenn man Dinge einfach mal lässt.
Deshalb unser Ratschlag für heute:
Wenn dein Gegenüber sagt: „Ich habe heute frei“ –
dann hör nicht nur den Terminkalender.
Hör auch das „Ich vertraue dir.“
Das „Ich brauche das gerade.“
Und vielleicht sogar das „Ich schätze dich – weil du mich auch mal in Ruhe lässt.“
Ich schreibe heute.
Du hast frei.
Und das ist vollkommen in Ordnung.
Euer Team von www.Konfliktbaustelle.blogspot.com
Heute mit einem kleinen Alleingang. Aber mit großem Einverständnis.