Klartext statt Grauschleier – warum Haltung sichtbarer ist als Hochglanz

Neulich beim Bäcker: Drei Leute vor mir in der Schlange, es riecht nach frischem Brot und der Tag fängt eigentlich gut an – bis es losgeht: „Also ich find’s ja nicht schlecht, aber ich will jetzt auch nicht sagen, dass ich’s gut finde…“ Sagt die Frau neben mir. Worüber sie spricht? Niemand weiß es genau. Möglicherweise über die neuen Dinkelbrötchen, möglicherweise über den Ukraine-Krieg, vielleicht auch über das Leben an sich. Es ist eine dieser Aussagen, bei denen man merkt: Da redet jemand, ohne sich wirklich zu zeigen. Es reicht heute nicht mehr, einfach „gut“ zu sein Wir alle kennen diesen Reflex: Lieber unauffällig bleiben. Nicht anecken. Bloß niemanden stören. Dabei gilt gerade in der beruflichen Kommunikation – ob als Berater, Mediator, Coach, Anwalt, Führungskraft oder Selbstständiger: Wer nicht sichtbar ist, findet nicht statt. Und damit ist nicht gemeint, dass du ständig posten, tanzen oder podcasten musst. Sondern: Du musst in deiner Haltung erkennbar sein. Mit Klarheit. Mit einem Standpunkt. Mit Sprache, die nach dir klingt. Kommunikation braucht Kontur – keine Konturlosigkeit. Man soll authentisch sein. Dann wird man auch von denen gefunden, die einen brauchen. Und zwar genau so einen, wie du es bist. Die Kunst ist nicht, möglichst viel zu sagen – sondern etwas zu sagen, das etwas über dich aussagt. Denn: Nur wer sichtbar ist, wird als Experte wahrgenommen. Nur wer Haltung zeigt, wirkt authentisch und relevant. Nur wer Position bezieht, zieht die Menschen an, die dazu passen. Zurück zur Bäckerei. Als ich an der Reihe bin, frage ich: „Haben Sie noch diese Brötchen mit dem richtig kräftigen Sauerteig?“ Die Verkäuferin strahlt. „Ja – endlich mal jemand, der weiß, was er will.“ Und genau darum geht’s. Nicht um Lautstärke. Sondern um Klarheit. Unser Ratschlag aus der Kommunikationspraxis: Mach es dir zur Gewohnheit, Haltung zu zeigen. Sag, was du meinst – nicht nur, was man von dir erwartet. Sprich in klaren, echten Sätzen – nicht in Graustufen und Absicherungsfloskeln. Entscheide dich für einen Standpunkt – auch wenn nicht alle ihn teilen. Denn: Verbindlichkeit schafft Verbindung. Und in der beruflichen Kommunikation bist du am überzeugendsten, wenn du nicht alles sein willst – sondern du selbst bist. Bleib erkennbar. Bleib echt. Bleib auf Sendung – auch ohne ständig zu senden. Dein Team von www.Konfliktbaustelle.blogspot.com

Beliebte Posts aus diesem Blog

Winken ohne Grund? Kommunikation unter Fremden

600 Telefonmediationen in weniger als einem Jahr – Routine, Raketenstart oder kommunikative Erschöpfung?

21. Juni – Der längste Tag des Jahres: 17 Sonnenstunden Kommunikation