Konfliktbaustelle: Der Ausflug zum Gutshof – Träume, Täuschung und der Skoda Yeti
Es beginnt oft ganz harmlos.
Ein Sonntag, ein Sonnenstrahl, ein offenes Portal im Internet:
„Tag der offenen Tür auf Gutshof Lindenfels. Historisches Anwesen, renoviert mit Herzblut.“
Was dann passiert, ist der Klassiker:
Man fährt hin. Man schlendert durch Flure mit Dielenbrettgeschichten. Man streicht über Steinmauern, als würde man bald entscheiden, ob hier die Bücherwand oder der Konzertflügel stehen soll.
Und man weiß: Man kann sich das nicht leisten.
Aber macht das was?
Die Realität vieler Menschen parkt draußen auf dem Schotterplatz – in Form eines Skoda Yeti mit zwei kleinen Dellen, einer Dachbox und Kindersitz.
Innen aber? Träume in Vollausstattung.
Bentley oder Bauchgefühl?
Noch ein Beispiel: Eine Probefahrt mit einem Bentley – obwohl das Konto nicht einmal mehr die Anzahlung für eine neue Spülmaschine hergibt.
Ist das nun Motivation, ein Spiel mit Möglichkeiten – oder schon vorsätzliche Täuschung?
Was passiert da kommunikativ – und psychologisch?
Im Kern geht es um zwei Ebenen:
1. Die Kommunikation mit uns selbst
Wir spielen durch, was wäre, wenn Geld keine Rolle spielte. Wir träumen in Quadratmetern, Lederausstattung und Weitblick. Und das ist menschlich.
Träume helfen uns, zu erkennen, was wir wirklich wollen – manchmal nicht die Immobilie, sondern das Lebensgefühl, das sie verspricht.
2. Die Kommunikation mit anderen
Wird es heikel, wenn wir anderen Menschen etwas vorspielen, das (noch) nicht der Wahrheit entspricht?
Zum Beispiel dem Immobilienmakler, der extra aufgeschlossen hat.
Oder dem Bentley-Berater, der uns mit einer Visitenkarte verabschiedet, als stünde der Leasingvertrag kurz bevor.
Täuschung oder Tagtraum? Die feine Grenze
Täuschung wird es, wenn wir bewusst Erwartungen erzeugen, die wir gar nicht erfüllen wollen:
• Wenn wir „ernsthaftes Kaufinteresse“ vorgaukeln.
• Wenn wir Aussagen tätigen wie „Wir überlegen noch zwischen zwei Objekten – eines davon in der Toskana.“
Hier sprechen wir nicht mehr von Träumen, sondern von sozialem Schauspielen, das Vertrauen und Ressourcen anderer bindet.
Tagträume dürfen sein, wenn wir:
• offen sagen, dass wir nur schauen möchten, um uns inspirieren zu lassen,
• keine Zusagen oder Hoffnungen erzeugen,
• respektvoll mit der Zeit und Energie der anderen umgehen.
Was hat das mit Konfliktvermeidung zu tun?
Sehr viel. Denn Konflikte entstehen oft dann, wenn Wahrnehmung und Wirklichkeit auseinanderklaffen.
Wenn Makler oder Verkäufer glauben, sie haben hier einen „heißen Lead“, während du nur dein inneres Pinterest-Board fütterst – ist der Frust vorprogrammiert.
Gute Kommunikation schützt vor Missverständnissen.
Ein ehrliches „Ich kann’s mir nicht leisten, aber ich liebe es, sowas zu sehen“ ist oft sympathischer und respektvoller als ein Pokerface mit Rolex-Attrappe.
Deshalb meinen wir von der Konfliktbaustelle:
Ja – es macht Sinn, sich Dinge anzusehen, die man sich (noch) nicht leisten kann. Wenn man ehrlich bleibt – zu sich und anderen.
Denn hinter der Frage „Will ich das?“ steckt oft die wichtigere:
„Was davon will ich wirklich – und was davon kompensiert nur das, was mir fehlt?“
Ob Bentley oder Bauernhof:
Die eigentliche Reise beginnt nicht mit dem Zündschlüssel, sondern mit dem Mut, die eigenen Sehnsüchte zu benennen, ohne dabei Theater zu spielen.
Oder wie seht Ihr das?
Lasst Euch auf einen Perspektivwechsel ein.
Viel Spass beim Planen Eures nächsten Ausflugsziels!