"Bin ganz bei dir – warte kurz, nur noch diese Nachricht ..."
Was wir wirklich kommunizieren, wenn wir im Gespräch ständig aufs Handy schauen:
Samstag beim Lieblings-Italiener.
Ein junges Paar sitzt am Nebentisch. Der Kellner bringt die Pizza. Sie sagt: „Danke, sieht super aus.“
Er nickt, aber schaut auf sein Handy.
Sie beginnt zu essen. Er tippt noch.
Sie: „Ich wollte dir was erzählen.“
Er: „Mhm. Warte. Nur kurz. Der Kollege hat was in die Gruppe geschrieben.“
Sie schiebt die Pizza beiseite. Er lacht auf. Aber nicht über ihren Witz.
Das Gespräch ist zu Ende, bevor es begonnen hat.
Und die Pizza? Wird kalt. Wie das Gesprächsklima.
Was passiert da eigentlich?
Ständiges auf-das-Handy-Schauen in einem Gespräch ist mehr als eine schlechte Angewohnheit, es ist eine körperliche Botschaft. Eine Kommunikation über den eigenen Körper, die sagt:
"Ich bin nicht ganz da."
"Du bist gerade nicht meine erste Priorität."
"Etwas anderes ist spannender als du."
Natürlich ist das selten böse gemeint. Die digitale Welt ist schnell, fordernd, verführerisch. Aber die Wirkung ist oft verletzend, und es entsteht ein stilles Ungleichgewicht.
In der Kommunikationspsychologie zählt nicht nur, was gesagt wird, sondern auch, wie es nonverbal vermittelt wird.
Wer dauernd aufs Handy schaut, signalisiert:
Geteilte Aufmerksamkeit, man ist körperlich anwesend, aber mental woanders.
Verfügbarkeit für alle, außer für die Person direkt gegenüber.
Kontrollverlust, über Reize, über Fokus, über Prioritäten.
Das kann beim Gegenüber Unsicherheit, Zurückweisung oder schlicht Desinteresse auslösen, selbst wenn das gar nicht beabsichtigt ist.
Und glaubt nicht, dass es besser ist, wenn beide sich mit dem eigenen Handy beschäftigen, im Gegenteil. Der Oldschooler sagt dazu: "Warum trefft Ihr Euch überhaupt?"
Tipps von der Konfliktbaustelle:
1. Mach dein Handy zum Gast, nicht zum Gastgeber.
Lege es bewusst zur Seite. Bildschirm nach unten. Oder gleich in die Tasche.
2. Erkläre Ausnahmen.
Wenn du erreichbar bleiben musst (z. B. wegen Kind, Diensthandy), sag es aktiv:
„Ich muss auf eine Nachricht warten – aber ich bin bei dir.“
3. Blickkontakt ist Wertschätzung.
Wenn du sprichst und zuhörst, zeig es mit den Augen, nicht mit einem Daumen auf dem Display.
4. Frag dich selbst: Muss das jetzt sein?
Die WhatsApp-Gruppe läuft nicht weg. Aber die Gelegenheit für ein echtes Gespräch vielleicht schon.
5. Und wenn du es selbst erlebst?
Sprich es freundlich an:
„Ich merke, du bist mit dem Kopf gerade woanders. Sollen wir später weiterreden?“
Wer sagt: „Ich hör dir zu“, und gleichzeitig am Handy tippt, sendet widersprüchliche Signale.
Kommunikation braucht Präsenz. Und Respekt beginnt oft mit einem simplen Akt:
Schenke dem anderen deine ungeteilte Aufmerksamkeit!
Das Wertvollste, was wir einander geben können, ist unsere Zeit, offline und echt.