Kommunikation im Stau – Stillstand mit Zwischenmenschlichkeit füllen!

Eine wahre Begebenheit: Gestern, 11.07.2025, 18.35 Uhr, A6: Eigentlich wollten wir nur schön essen gehen. Nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag – Ihr kennt das sicher – eine kleine Belohnung für Körper und Seele. Ein nettes Restaurant, 14 Minuten Fahrt, kein Problem. Dachten wir. Kaum auf der Autobahn, Zack! – Stillstand. Blaulicht in der Ferne. Unfall. Schwer. Helikopter, volles Programm. Ein Segen, dass wir nicht betroffen warem. Die nächste Abfahrt, die auch unsere gewesen wäre, in Sichtweite – aber unerreichbar. Nichts ging mehr. Nicht für eine Viertelstunde. Nicht für eine Stunde. Drei Stunden Stillstand. Kein Handyempfang. Kein Entkommen. Kein Abendessen. Und doch: Wir hatten Glück. Denn ich saß nicht allein da. Ich saß neben meinem Lieblingsmenschen. Wir konnten reden, lachen, schweigen – einfach beieinander sein. Der Blick durch die Autoscheiben offenbarte ein ganz anderes Bild: Ein Autofahrer trommelte nervös aufs Lenkrad – alleine, ungeduldig, ratlos. Ein anderer telefonierte fluchend ins Lenkrad – keine Ahnung, mit wem, aber gut klang es nicht. Ein Familienauto: Kinder zappelten, die Eltern waren im Zischen-Modus Richtung Ruhe und Erklärungsbemühungen. Und bei einigen herrschte absolute Funkstille. Man sah den Groll zwischen den Scheiben. Ein Stau ist nicht nur ein Verkehrsding – er ist ein sozialer Ausnahmezustand. Kommunikationsnotstand neben der Rettungsgasse: Plötzlich zeigt sich, wie belastbar unsere Kommunikation ist, wenn sie auf null Tempo trifft. Keine Ablenkung mehr, kein Entkommen. Nur: Du. Ich. Und die Zeit. Also, was tun, wenn man im Stau des Lebens festhängt? 5 Tipps für wertschätzende Kommunikation im Stillstand: 1. Benennen statt Fruststau Sag ruhig: „Ich merke gerade, wie ungeduldig ich werde.“ Das nimmt Druck raus – auch beim Gegenüber. Ehrliche Selbstwahrnehmung wirkt oft deeskalierend. 2. Nachfragen statt reininterpretieren Ein simples: „Wie geht’s dir gerade damit?“ öffnet Türen. Vielleicht braucht der andere einfach nur Ruhe, oder ein offenes Ohr. 3. Humor hilft „Immerhin: So billig kommt man nie wieder zum Stehen!“ Ein gemeinsames Lachen löst Spannungen. Ironie darf sein, aber bitte liebevoll, nicht sarkastisch. 4. Kleine Spiele, große Wirkung Zählt rote Autos. Oder Kennzeichen aus möglichst weit entfernten Orten. Oder spielt: „Was wär jetzt schlimmer?“ (z. B. „Mitten im IKEA kurz vor Ladenschluss oder hier im Stau?“) 5. Zugewandtes Schweigen zulassen Nicht reden zu müssen, sondern einfach gemeinsam da zu sein, ist manchmal die schönste Form der Kommunikation. Stille kann Nähe sein, wenn sie nicht mit Groll, sondern mit Akzeptanz gefüllt ist. Das Ende vom Lied? Als der Verkehr sich irgendwann doch wieder bewegte, blieb keine Zeit mehr fürs Restaurant. Wir schafften es gerade noch 5 Minuten vor Ladenschluss in den Supermarkt. Abendessen: kalte Küche. Aber ehrlich? Das Menü hätte im Restaurant vielleicht besser geschmeckt, aber das, was wir miteinander geteilt haben, hätte keine Speisekarte besser bieten können. Kommunikation beginnt nicht, wenn der Verkehr fließt, sondern genau dann, wenn alles stillsteht. Also, das nächste Mal im Stau oder im stehengebliebenen Fahrstuhl: Statt zu fluchen, vielleicht einfach mal sagen: "Wie gut, dass ich gerade mit dir feststecke."

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