Yes. I really do need all these cars. – Zwischen Status, Leidenschaft und Klimadiskussion

Neulich an der Tankstelle. Ich war gerade dabei, den V8 meiner Corvette zu betanken – ein Auto, das nicht leise um Aufmerksamkeit bittet. Neben mir ein älterer Herr mit Hybridfahrzeug, dezent, sachlich, effizient. Er mustert mein Auto, dann mich. Schließlich sagt er: „Sie haben bestimmt noch mehr von diesen… Dingern, oder?“ Ich nicke. Er lächelt spitz und murmelt: „Muss man sich auch leisten können – ökologisch wie finanziell.“ Ich zucke innerlich mit den Schultern. Ja, ich habe mehrere Autos. Und ja – ich liebe sie. Vom Cadillac bis zur S-Klasse, jedes hat seinen Platz in meinem Leben. Auf dem Heck meines Pick-Up klebt ein Aufkleber: Yes. I really do need all these cars. Eine ironische Spitze? Eine offene Provokation? Oder einfach ein augenzwinkerndes Bekenntnis zu einem unvernünftigen Hobby? Was kommuniziere ich damit? Ganz gleich, ob beabsichtigt oder nicht – jeder, der so ein Statement öffentlich fährt, kommuniziert. Und zwar laut. Der eine hört: „Ich kann es mir leisten.“ Die andere denkt: „Wie ignorant gegenüber dem Klima!“ Wieder jemand anders liest: „Ich liebe Technik, Geschichte, Stil.“ Und alle haben recht – ein bisschen zumindest. Denn Kommunikation ist nicht, was gesagt wird, sondern was ankommt. Politisch korrekt – oder politisch brisant? In Zeiten von Hitzerekorden, E-Auto-Förderungen und „Fridays for Future“ sind Aussagen wie: "Ich brauche alle diese Autos" mehr als nur ein Stilmittel. Sie sind auch ein Signal – und potenzieller Zündstoff für Diskussionen. Die Frage ist: Wie geht man damit um, wenn Leidenschaft und öffentliche Erwartung kollidieren? Alltagsdialog an der Supermarktkasse Die Dame vor mir: „Gehört Ihnen der große Ami-Schlitten da draußen?“ Ich: „Ja, das ist einer meiner Klassiker.“ Sie: „Ah. Muss schön sein, so zu leben, als gäbe es kein Morgen.“ Ich: „Naja, ich glaube, gerade weil es ein Morgen gibt, sollte man nicht alles verbieten, was Freude macht. Ich fahre selten, pflege sie gut – und mein Alltagsauto ist übrigens ein sparsamer Hybrid.“ Sie schaut mich an. Dann lacht sie: „Na, immerhin!“ Wie geht wertschätzende Kommunikation? Hier ein paar Tipps für alle, die sich zwischen Leidenschaft und Zeitgeist bewegen: Ironie mit Fingerspitzengefühl: Ein augenzwinkernder Aufkleber ist erlaubt – aber sei dir bewusst, dass nicht alle den Humor verstehen (wollen). Gegenfragen statt Verteidigung: Frag interessiert zurück: „Was bedeutet für Sie nachhaltiges Leben?“ – statt sofort in den Rechtfertigungsmodus zu schalten. Transparenz schafft Verständnis: Erzähl ruhig, warum Dir Deine Autos wichtig sind – als Handwerk, Design, Technikgeschichte. Selbstreflexion zeigen: „Ich weiß, das ist nicht Mainstream – und ich bemühe mich, an anderen Stellen nachhaltig zu leben.“ – wirkt mehr als jeder Gegenangriff. Keine Scheindebatten führen: Du musst niemanden überzeugen – aber du kannst Haltung zeigen. Freundlich. Ehrlich. Offen. Yes. I really do need all these cars. – ist nicht bloß ein Spruch. Es ist ein Einstieg in eine Kommunikation über Werte, Lebensstile und Verantwortung. Wer dabei in Verbindung bleibt – mit sich und mit anderen – hat die besten Chancen, verstanden zu werden. Und vielleicht auch ein bisschen gemocht. Jedenfalls von den Menschen, die ähnlich ticken wie man selbst. Euer Team von der Konfliktbaustelle

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