Alt, aber bezahlt! – Was Dein Umgang mit Luxus über Dich verrät

Gestern auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt: Ein älterer Mercedes 190 in Gold, BBS-Felgen, ein bisschen Rost an den Radläufen, Stoßstange schon mal mit einem Sprühstoß Lack überarbeitet, aber auf der Heckscheibe verkündet ein Aufkleber in stolzem Weiß: „Alt, aber bezahlt!“ Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen. Nebenan parkte zeitgleich ein funkelnagelneuer SUV, erkennbar ein Leasingfahrzeug, auf dem Armaturenbrett noch der Aufkleber der Bank. Ein Parkplatz, zwei Welten. Was kommunizieren wir mit solch einem Aufkleber, solch einer Botschaft? 1. Lager Ansparer, die Geduldigen. Wer Luxus erst kauft, wenn er bezahlt werden kann, kommuniziert: „Ich habe Disziplin.“ „Ich gönne mir, was ich mir erarbeitet habe.“ „Mein Besitz ist solide, ich schulde niemandem etwas.“ 2. Lager Sofort-Genießer: die Finanzierer. Wer über Kredit oder Leasing zugreift, signalisiert etwas anderes: „Ich will (oder brauche) es jetzt.“ „Ich investiere lieber in Lebensqualität als ins Warten.“ „Mir ist es wichtiger, wie ich heute auftrete, als ob ich in fünf Jahren noch Raten zahle.“ Das Spannungsfeld ist deutlich: Beide Strategien kommunizieren Werte, nämlich Geduld und Solidität versus Genuss und Gegenwart. Am Ende ist es oft weniger rational, sondern ein Ausdruck dessen, wie wir uns selbst sehen, und wie wir gerne gesehen werden möchten. Tipps der Konfliktbaustelle: Mach Dir klar, wofür Du kaufst. Frag Dich: Willst Du das Ding wirklich für Dich, oder für die Wirkung nach außen? Unterscheide zwischen Bedarf und Bühne. Ein Auto bringt Dich von A nach B. Aber welches Auto Du fährst, ist immer auch Bühne. Wenn Dir das bewusst ist, kannst Du gelassener entscheiden. Rechne den Preis der Botschaft mit ein. Nicht nur die Rate zählt, sondern auch, was Du über Dich sendest. „Alt, aber bezahlt!“ ist eine Botschaft – „Neu, aber finanziert!“ eben auch. Und wenn es die Botschaft ist, dass Du Dir die Leasingrate für den Ferrari leisten kannst, mit der Du Dir den alten 190er Benz sofort kaufen könntest. Bleib authentisch. Egal ob Sparfuchs oder Sofort-Genießer: Wichtig ist, dass Du zu Deiner Haltung stehst. Wenn Du es echt lebst, wirkt es überzeugend, und dann ist auch die Außenwirkung stimmig. Erkenne: Es gibt gute Gründe für beide Wege. Sparen kann Freiheit bedeuten, Finanzieren kann Lebensqualität im Jetzt schenken. Es gibt kein Richtig oder Falsch – sondern nur, was zu Dir passt. Ob alt und bezahlt oder neu und finanziert, beides ist eine Form von Kommunikation. Wichtig ist, dass Du weißt, was Du da eigentlich ausdrückst, und dass es zu Dir passt. Authentizität schlägt Etikett. Und manchmal ist der stolzeste Luxus einfach nur: ein ruhiger Schlaf, egal ob mit oder ohne Ratenplan, und genug Zeit dafür, das zu tun, was Du im Grunde Deines Hezens tun willst. Unbezahlbar.

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