Der Regulator – wenn Kommunikation ein Richtmaß braucht

In meiner Uhrensammlung gibt es einige besondere Stücke: Regulatoren. Präzisionspendeluhren aus dem 18. und 19. Jahrhundert, bei Uhrmachern einst die Referenzuhr. Ihr Zifferblatt ist ungewöhnlich: Stunden, Minuten und Sekunden getrennt, damit man die Zeit so exakt wie möglich ablesen und andere Uhren nach ihr justieren konnte. Warum fasziniert mich dieses Prinzip so? Weil der Regulator nicht nur für die Zeitmessung ein Symbol ist, sondern auch für unser Miteinander. Kommunikation braucht manchmal Nachjustierung. In Beziehungen, im Team, im Alltag merken wir: Irgend etwas läuft unrund. Gespräche verhaken sich. Stimmungen schwingen in die falsche Richtung. Kleine Missverständnisse ziehen große Kreise. Genau dann entsteht der Wunsch nach einem Regulator, nach einem Richtmaß, an dem man sich orientieren kann. Was kann unser „Regulator“ sein? Ein Lieblingsphilosoph, der uns immer wieder auf das Wesentliche zurückführt. Bei mir ist es z.B. Epiktet: "Die Dinge sind, wie sie sind." Ein Psychologe oder Pädagoge, ein Mentor, dessen Werk oder Ratschlag uns Struktur gibt. Oder ein Kommunikationsinstrument wie die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg, die uns zeigt: Beobachten statt bewerten, Bedürfnisse erkennen, Bitten formulieren. So wie die Uhrmacher früher ihre Taschenuhren am Regulator ausrichteten, können wir unsere Gespräche an solchen inneren oder äußeren Maßstäben ausrichten. Tipps der Konfliktbaustelle: Höre auf die Unruhe. Wenn Du spürst, etwas läuft aus dem Takt, nimm Dir Zeit, innezuhalten. Finde Dein Referenzsystem. Ob eine Methode, ein Vorbild oder ein Satz, der Dich trägt, ein innerer Regulator gibt Orientierung. Und Halt in schwierigen Situationen. Nachjustieren ist normal. Kein Mensch und keine Beziehung tickt von allein immer perfekt. Es gehört dazu, nachzuregulieren. Bleib flexibel. Auch der beste Regulator zeigt nur die Richtung, den Feinschliff im Gespräch musst Du selbst vornehmen. Ein Regulator ist also mehr als eine Uhr. Er erinnert daran, dass wir im Leben immer wieder ein Maß brauchen, etwas, das uns Orientierung gibt, wenn Kommunikation aus dem Rhythmus gerät. Ob Rosenberg, Aristoteles oder einfach die eigene Erfahrung: Entscheidend ist, dass wir ein Richtmaß haben, an dem wir uns orientieren können. Denn nur so gelingt es, immer wieder neu in Takt und Einklang zu kommen. Besinnt Euch also darauf, wer oder was Euer höchst persönlicher "Regulator" ist, oder sein könnte. Euer Mikel

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