Der Tag nach dem Konfetti

Gestern Abend waren wir bei eeinem Kollegen eingeladen – Geburtstag seiner Teenager-Tochter. Es gab alkoholfreie Erdbeer-Bowle, coole Musik und – natürlich – Konfetti-Kanonen. Erst wurde salutiert, dann duellierten sich im Eifer des Moments gleich zwei Familien. Das Zeug klebte überall: in den Haaren, in der Kleidung, in den Schuhen. Und nach der Heimfahrt – wer hätte es gedacht – auch im Auto. Heute Morgen war klar: Eine Grundreinigung ist fällig. Die sonst wertschätzende Kommunikation hatte Pause. „Wegen deiner Freundin muss ich jetzt das Auto putzen.“ – „Was? Das ist doch die Tochter deines Kollegen, ich muss ja immer mit zu diesen gesellschaftlichen Verpflichtungen.“ Kleine Ursache, große Wirkung: Ein paar bunte Schnipsel, und schon droht der Tag kommunikativ zu kippen. Dabei ist das eigentliche Thema selten das Konfetti. Es geht um Aufwand und Nutzen, um die unausgesprochenen Erwartungen, wer wofür gerade die Verantwortung trägt, und um die dünne Haut nach lauter Musik, später Stunde und zu viel Zucker in der Bowle. Einen Plan braucht es für solche Situationen nicht – eine klare Haltung reicht. Wenn es plötzlich glitzert, hilft ein kurzer innerer Stopp, einmal durchatmen, einen Hauch Humor zulassen und erst dann reden. Ein augenzwinkernder Satz wie: „Das wird eine hübsche Erinnerung im Kofferraum“ verhindert oft den ersten Vorwurf. Während der Feier lassen sich kleine, situative Lösungen finden, ohne daraus ein Projekt zu machen: Mantel über den Sitz, ein freundlicher Hinweis mit Lächeln Richtung Terrasse – oder auch die schlichte Entscheidung, dass heute eben ein paar Schnipsel mit nach Hause fahren. Zu Hause ist dann eine Teamfrage: Jetzt gemeinsam kurz sauber machen und danach Kaffee – oder erst schlafen und morgen in Ruhe? Es geht nicht um Rechthaben, sondern um Machbarkeit. Zehn, zwanzig Minuten mit Musik verwandeln Konfetti-Frust erstaunlich zuverlässig in eine überschaubare Aufgabe. Und falls das oder etwas ähnliches öfter passiert: Eine alte Decke und eine Fusselrolle im Kofferraum sind keine Generalstabsplanung, sondern ein stiller Seelenfrieden für spontane Partys. Wenn die Stimmung dennoch hochkocht, helfen zwei Sätze, mit denen man fast immer die Kurve kriegt: „Lass uns kurz das Auto machen und später über die Einladungen reden – ich will gerade nicht gegeneinander, sondern miteinander sein.„Mein Thema ist Aufwand, nicht du. Können wir das als Team lösen?“ So bleibt am Ende idealerweise die Erinnerung an eine fröhliche Teenie-Feier – und nicht an den Streit über ein paar bunte Punkte. Und zum Schluss noch ein kleiner Blick hinter den Vorhang: Dieser Beitrag stammt von einem Teamkollegen, der lieber anonym bleiben möchte. Wir haben übrigens ein Auto, in dem Konfetti kaum auffällt – und gehören eher zu der Sorte Gäste, die Konfetti-Kanonen gern als Überraschung dabeihaben. Also: Einladungen willkommen … aber auf eigenes Glitzer-Risiko! MD

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