Nix verkomma lassa, i muss es aufheba...eine schwäbische Weisheit? Die Macht der Gedanken.

Neulich stand ich vor einem Schubladenchaos: alte Quittungen, verwaiste Schrauben, ein Handyladekabel für ein längst entsorgtes Gerät. Und dann dieser Gedanke: „Heb’s lieber auf, könnte man ja nochmal brauchen!“ Typisch schwäbisch, oder? Nichts wegwerfen, alles aufheben – man weiß ja nie. Mit diesem Motto im Kopf steige ich die Kellertreppe hinunter, vorbei an einem wahren Sammelsurium des Lebens. Und tatsächlich: Ganz hinten, im letzten Winkel, finde ich, wonach ich gesucht habe. Freudestrahlend kehre ich zurück, als hätte ich soeben die Meisterschaft im „Sachen-Suchen“ gewonnen. Was ich gesucht habe, verrate ich lieber nicht. Ich ahne, dass die meisten Leser spontan sagen würden: "Wie kann man so etwas überhaupt aufheben?" Doch noch während ich den Fund in den Händen halte, bleibt mein Kopf im Keller: Brauche ich den Kram dort unten wirklich noch? Und wie viele Dinge – und Gedanken – habe ich dort unten eigentlich eingelagert? Wie oft schleppen wir unsere „aufgehobenen Gedanken“ mit uns herum. Sie liegen in den Ecken unseres Kopfes, vergessen, bis sie plötzlich wieder auftauchen. Eine Erinnerung, ein Satz, ein kleiner Zettel aus längst vergangenen Tagen. Und auf einmal ist er da, dieser Gedanke – so präsent, dass sich der Bauch wie eine Waschmaschine im Schleudergang anfühlt. Oder wie Herbert Grönemeyer womöglich sagen würde: "Wie Flugzeuge im Bauch." Wie schaffen wir es, uns von ausgedienten Mustern zu befreien? Manchmal hilft es, Dinge schlicht zu entsorgen – Mülleimer auf, hineinwerfen, fertig. Bei Gedanken ist es nicht so einfach. Reflektieren, sagt man, sei der erste Schritt. Doch was tun, wenn sich ein Gedanke nicht abschütteln lässt? Hier kommt unser Tipp der Konfliktbaustelle: Sprecht darüber. Im Gespräch mit vertrauten Menschen eröffnen sich neue Sichtweisen. Ein „Aha-Effekt“ lässt uns erkennen: So habe ich das bisher gar nicht wahrgenommen. Gespräche können Gedanken in eine andere Richtung lenken. Der Gedanke selbst bleibt, aber er fühlt sich anders an. Kommunikation bedeutet: Gemeinsam tragen, Sicherheit vermitteln, bis der Weg zu Ende gegangen ist. So kommt auch die „Waschmaschine“ im Bauch langsam zum Stillstand. Knoten und Verwirrungen lösen sich, neue Perspektiven entstehen. Andere Sichtweisen können befreiend wirken – sie geben uns Raum, alte Lasten abzustreifen, und stärken uns, neue Wege zu gehen. Wer offen für Perspektiven ist, entgeht dem endlosen „Was-wäre-wenn“ im Gedankenkeller. Ich weiß jetzt: Man muss nicht alles "aufheba", ich darf's auch "wegwerfen"! Um Platz zu schaffen für Neues. Gastbeitrag MF

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