„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“

Ein alter, aber bewährter Sinnspruch. Früher war die Sache klar: Wenn irgendwo gesungen wurde, konnte man sich niederlassen – da fühlte man sich sicher, willkommen, vielleicht sogar zuhause. Heute stellen wir uns ähnliche Fragen: Wo lasse ich mich nieder? Wo bin ich sesshaft? Doch statt auf Gesang achten wir inzwischen oft auf Postleitzahlen und Adressen. Ein Nobelviertel oder ein sozialer Brennpunkt? Berlin-Köpenick oder Kreuzberg? In New York: Manhattan oder Harlem? Lebe ich in Monaco – oder in einem kleinen Dorf in Rumänien? Jede Adresse spricht Bände – nicht nur für Nachbarn, sondern auch für Geschäftspartner, Kunden oder Behörden. Dass Adressen Kommunikation sind, zeigt sich besonders in der Geschäftswelt. Nicht umsonst boomen Anbieter, die „repräsentative Geschäftsadressen“ vermieten. Für wenig Geld kann man den Briefkopf mit einer Adresse am Boulevard schmücken, während die eigentliche Arbeit vom Küchentisch aus läuft. Ist das mehr Schein als Sein – oder schlicht ein taktisches Mittel, um auf dem Markt überhaupt wahrgenommen zu werden? Ein Kunde berichtete uns kürzlich von einem besonderen Erlebnis: Er hatte online bestellt und dachte sich spontan, er könne die Ware doch gleich direkt abholen. Also auf ins „Unternehmen“ – Adresse im Tower, gute Gegend, klang seriös. Nur: Vor Ort stand er in einem Gebäude, in dem gleich 50 Firmenschilder an derselben Briefkastenanlage klebten. Eine „Briefkastenfirma“ im Wortsinn. Ein Aha-Erlebnis – und ein Moment, in dem die Adresse eine deutliche Botschaft aussandte: „Hier wird nicht produziert, hier wird nur repräsentiert.“ So wird aus einer nüchternen Straßenangabe schnell ein Stück Kommunikation. Ob wir wollen oder nicht: Unsere Adresse erzählt eine Geschichte – über unseren Status, unsere Zugehörigkeit, manchmal auch über unsere Absichten. Tipp der Konfliktbaustelle: Mach dir bewusst, welche Botschaften deine „Adresse“ sendet – ob privat oder geschäftlich. Adressen können Vertrauen schaffen, aber auch Skepsis wecken. Und wie beim alten Sprichwort gilt: Prüfe gut, wo du dich niederlässt – manchmal ist die Musik, die da gespielt wird, schöner Schein. Überhaupt in Zeiten von Google Street View, so dass jeder deine Adresse gleich prüfen kann – also bleib authentisch, wie immer!

Beliebte Posts aus diesem Blog

21. Juni – Der längste Tag des Jahres: 17 Sonnenstunden Kommunikation

Winken ohne Grund? Kommunikation unter Fremden

600 Telefonmediationen in weniger als einem Jahr – Routine, Raketenstart oder kommunikative Erschöpfung?