Sendepause – oder: Was sagt es, wenn ich mal nichts sage?
„Na, alles okay bei dir? Schon lange nix mehr gelesen von dir...“
Diese Nachricht landete gestern in meinem Posteingang.
Nett gemeint, besorgt formuliert, mit einem Unterton zwischen:
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„Ich vermisse deine Beiträge!“
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„Hoffentlich ist nichts passiert.“
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und: „Du postest sonst doch immer – warum jetzt nicht?“
Ja, warum eigentlich nicht?
Der letzte Blogpost ist vom 2. Dezember. Keine Zeile seither. Kein Glühweinfazit, kein Jahresrückblick, nicht mal ein stilles „Hallo 2026“.
Ist der Autor verschollen? Erkältet? Innerlich ausgewandert?
Nein, keine Sorge.
Ich lebe noch. Nur habe ich… nichts geschrieben.
Und schon bin ich mitten im Thema.
Wenn jemand, der sonst regelmäßig schreibt, plötzlich eine Pause einlegt, beginnt das große Rätselraten.
Wir Menschen sind Deutungsmaschinen. Wir interpretieren, was nicht gesagt wird, oft lauter als das, was klar ausgesprochen ist.
Ein paar typische Lesarten der digitalen Funkstille:
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„Oh, der ist bestimmt krank oder hat Burnout.“
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„Vielleicht ist ihm nichts mehr eingefallen?“
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„Ist der Blog eingeschlafen – oder der Autor? Das war´s dann wohl.“
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„Er sammelt Kraft. Oder Bonsai-Bäume. Oder neue Gedanken.“
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„Wahrscheinlich ist was passiert.“
Was also kommuniziere ich, wenn ich nichts kommuniziere?
Genau das: Pause.
Und die kann viele Gesichter haben.
Vielleicht ist es gerade zu voll im Leben. Vielleicht gibt es Wichtigeres als Worte: Menschen. Entscheidungen. Verpflichtungen.
Vielleicht war es einfach still im Kopf. Oder laut – aber nicht blogtauglich.
Und das ist okay.
Nicht jeder Takt muss gefüllt sein. Nicht jede Woche braucht einen Beitrag. Auch Pausen haben eine Stimme.
Konfliktbaustellen-Tipps zum Thema Schweigen:
1. Nichts posten ist auch ein Statement.
Eine digitale Pause kann bedeuten: Ich bin gerade bei mir. Oder bei anderen. Oder beim Finanzamt.
2. Keine Antwort ist nicht immer ein Desinteresse.
Gerade Menschen, die viel senden, brauchen auch mal Empfangsmodus. Oder Ruhe. Oder einfach WLAN-freie Zonen.
3. Wer schweigt, ist nicht unbedingt sprachlos.
Er hört vielleicht einfach nur zu. Oder denkt. Oder räumt auf – im Außen oder Innen.
4. Kommunikation ist keine Dauerbeschallung.
Auch Funkstille kann eine wichtige Gesprächspause sein. Ein Moment des Nachdenkens. Oder schlicht ein Zeichen von: „Ich bin beschäftigt, nicht beleidigt.“
5. Fragen statt mutmaßen.
Wenn du jemanden länger nicht gehört hast: Frag freundlich nach. Ohne Vorwurf. Ohne Drama. Einfach: „Alles okay bei dir?“
So beginnt oft das beste Gespräch. Siehe oben, ich habe auf die Nachricht sehr nett geantwortet.
Und das Fazit?
Wenn jemand, der sonst regelmäßig kommuniziert, plötzlich still wird, sagt das nicht unbedingt nichts. Es sagt nur:
„Ich bin gerade anderweitig unterwegs.“
In meinem Fall:
Der Blog pausierte nicht wegen Schreibblockade, Weltschmerz oder Glühweinkoma,
sondern ganz einfach, weil das Leben dazwischenkam.
Gerichtstermine, Mandanten, Mediationen, neue Projekte, Stapel auf dem Schreibtisch und auf dem Sofa.
Eben das echte Leben in all seiner Unplanbarkeit.
Aber vielleicht ist genau das auch eine Form von authentischer Kommunikation:
Manchmal redet der Alltag lauter als der Blog.
Und auch das darf man mitteilen – oder schweigend wirken lassen.
Mein Musiktipp zum Thema:
„The Sound of Silence“ – Simon & Garfunkel, 1965, Album "Sounds of Silence"
Ein Klassiker, der uns daran erinnert, dass Schweigen manchmal lauter spricht als Worte.
Herzliche Grüße von der
Konfliktbaustelle,
wo auch Sendepausen ihre ganz eigene Botschaft haben.
MD