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Konfliktbaustelle: Der Tag danach

Wer kennt ihn nicht – „den Tag danach“. Nicht den mit Kopfschmerztablette und Iso-Drink, sondern den, an dem man sich fragt: „Was zum Teufel habe ich mir dabei gedacht?“ Die Szenarien sind universell: Das neue Kleid, gekauft unter dem begeisterten Dauerfeuer einer Verkäuferin mit Modelausstrahlung – auf der Ladenfläche: „Wow! Ein Traum!“ Zuhause im Flurspiegel: „Hilfe. Ich sehe aus wie meine eigene Patchwork-Couch.“ Das Fitnessstudio, in dem man sich frisch für 12 Monate bindet – euphorisiert von Endorphinen, Applaus der Trainerin und dem Gedanken an ein Sixpack bis Juli. Der nächste Morgen: Muskelkater und der wiederentdeckte Zauber der Couchdecke. Oder das große Ja-Wort: verliebt, verklärt, vielleicht vorschnell. Der Tag danach? Ein leises: „War das jetzt… klug?“ (Hier bitte keine voreiligen Austritte aus der Eheberatung.) Was passiert da eigentlich? Psychologisch ist es ein Klassiker: Kognitive Dissonanz trifft auf emotionale Impulsentscheidung. Wir sagen „Ja“ – zum Kle...

Konfliktbaustelle – Eis, Emotionen und 20 Euro: Was hier wirklich kommuniziert wird

Ein Facebook-Nutzer postet: „Gestern musste ich 20 Euro für 4 Kugeln Eis bezahlen!“ Dazu ein Foto des Kassenbons: 12,98 € für zwei Eisbecher – der Rest war Trinkgeld. Klingt nach einem kleinen Skandal – ist aber bei genauerem Hinsehen eher ein Fall für Kommunikationspsychologen. Was will der Absender wirklich sagen? Analyse nach dem Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun: Jede Nachricht enthält nach Schulz von Thun vier Ebenen: 1️⃣ Sachinhalt Was wird objektiv gesagt? „Ich habe für vier Kugeln Eis 20 Euro gezahlt.“ Faktisch korrekt? Nicht ganz. Der Kassenbeleg zeigt: Der tatsächliche Preis lag bei 12,98 €. Der Rest war freiwilliges Trinkgeld. Die Aussage ist also überspitzt oder irreführend. 2️⃣ Selbstoffenbarung Was gebe ich über mich preis? „Ich finde die Preise übertrieben“ „Ich fühle mich übervorteilt“ „Ich bin jemand, der solche Dinge nicht einfach hinnimmt“ Hier schwingt Frust oder Empörung mit – vielleicht auch der Wunsch, als jemand wa...

Goldener Käfig – wenn Erfolg sich falsch anfühlt

Zwischen Karriereleiter und Rückenschmerzen: Wie komme ich da raus? Ein solider Job. Ein gutes Gehalt. Ein respektabler Titel auf dem Türschild. „Du hast es geschafft!“, sagt die Außenwelt. „Du solltest zufrieden sein.“ Und Du lächelst für sie. Sagst „Ja, stimmt.“ Aber in Dir drin fühlt es sich ganz anders an. Willkommen im goldenen Käfig Er sieht glänzend aus von außen – dieser Käfig, den Du Karriere nennst. Drinnen aber: Wirst Du jeden Morgen müde wach Hörst Deinen Körper flüstern: „Mach langsamer.“ Funktionierst – auch wenn Dir längst die Energie fehlt Reagierst gereizt auf eigentlich banale Dinge Deine Beziehung leidet schon darunter. Hast Kopfschmerzen – nicht nur montags Und dann kommt der Satz, den Du nicht mehr hören kannst: „Sei doch froh, dass du so einen sicheren Job hast!“ Sicherheit ≠ Erfüllung Sicherheit ist etwas Wunderbares. Aber sie darf nicht zum Tauschgeschäft mit dem eigenen Ich werden. Nicht, wenn Du Dich selbst dabe...

18. Juni 2025 – Tag der Mediation

Die Konfliktbaustelle rollt an: Mit Sondersignal für den Frieden! Liebe Leserinnen und Leser der Konfliktbaustelle, am 18. Juni ist wieder Tag der Mediation – und wir wären nicht wir, wenn wir den nicht mit Stil und Sondersignal feiern würden! Dieses Jahr sind wir unterwegs mit unserem Konfliktbaustellenfahrzeug , dem legendären Ford Crown Victoria, ja, genau der aus alten US-Cop-Serien – nur dass bei uns keine Handschellen klicken, sondern Lösungen entstehen. Wo? Natürlich in der Fußgängerzone in Schwäbisch Hall, In der Gelbinger Gasse 20, Nähe Josenturm, direkt vor unserem Mediationsbüro, Eisbecher und Alltagsentspannung in Sichtweite. Was passiert da? Wir kommen live und ohne Vorladung zu Euch – samt Tisch, Stühlen, Flipchart und offenen Ohren. Egal ob Nachbarschaftsärger, Paarkonflikte, Familienstreit, Team-Zoff oder Kommunikations-Wirrwarr im Verein – bringt Euren Konflikt mit oder einfach nur Eure Neugier. Wir erzählen Euch, wie Mediation als starkes Werkzeug wirkt – und warum ...

Jeder Sieger steht auf einem Berg von Niederlagen

Es ist ein Satz, der kracht. Nicht weil er laut ist, sondern weil er so ehrlich ist: „Jeder Sieger steht auf einem Berg von Niederlagen.“ Klingt gut auf T-Shirts, in Motivationsposts oder auf Wandtattoos. Aber wenn man selbst gerade unten liegt, ist dieser Berg ziemlich rutschig, kalt – und ehrlich gesagt: ziemlich frustrierend. Wenn’s kracht, wird’s echt Ein Nein. Ein Rückschlag. Ein Projekt, das scheitert. Eine Beziehung, die reißt. Ein Gespräch, das völlig schiefgeht. Genau dann meldet sich die vertraute Stimme im Kopf: „Ich kann das nicht. Das war’s.“ Aber was, wenn genau dieser Moment – dieses "Versagen", dieses peinliche Stolpern, dieses Nichtklarkommen – der Anfang ist? Der Anfang von Mut. Der Anfang von Entwicklung. Der Anfang eines Aufstiegs, den Du Dir später selbst nicht mehr erklären kannst. Konflikte sind keine Sackgassen – sie sind Umleitungen In der Konfliktbaustelle erleben wir es immer wieder: Menschen kommen zu uns, weil etwas nicht mehr fu...

„Schatz, wir müssen reden“ – warum diese drei Wörter mehr Angst machen als ein Meteor

Ein kleiner Netzfund, der große Wirkung hat: Sätze, die Menschen Angst machen: 3 % – „Ein Meteor rast auf die Erde zu.“ 4 % – „Wir haben euch den Krieg erklärt.“ 99 % – „Schatz, wir müssen reden.“ Moment mal. Ein kosmisches Auslöschungsereignis? Krieg? Lösen weniger Angst aus als ein harmloser Beziehungssatz? Genau. Denn: Der Meteor trifft vielleicht nie. Der Krieg ist weit weg. Aber „Schatz, wir müssen reden“? Der trifft dich persönlich. Direkt ins emotionale Wohnzimmer. Warum macht dieser Satz so nervös? Weil er nie beiläufig gesagt wird. Weil danach nie etwas kommt wie: „…denn ich liebe dich und wollte einfach mal Danke sagen.“ Nein. Stattdessen erwarten wir: ein Beziehungs-Review einen Kritik-Gipfel oder ein „Mir ist da was aufgefallen…“ Und das alles eingeleitet mit einer kühlen Ankündigung, ohne Kontext, ohne Schutzweste. Klassische Fehlzündung in der Alltagskommunikation Wir sagen: „Wir müssen reden.“ Und meinen: „...

Allein unter Menschen – Die stille Katastrophe der Kommunikation

Früher sagte man: „Einsamkeit ist, wenn niemand an dich denkt.“ Heute heißt es: „Einsamkeit ist, wenn du in der Gruppen-WhatsApp bist – aber keiner auf deine Katze-mit-Sonnenbrille-Reels reagiert.“ Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat nun ganz offiziell festgestellt: Deutschland hat ein Einsamkeitsproblem. Das glaubst Du nicht? Dann google mal: Einsamkeitsbarometer 2024. Wir fühlen uns immer öfter, immer jünger, immer intensiver... allein. Alarm: Kommunikation im Rückwärtsgang Laut Einsamkeitsbarometer 2024 fühlten sich 2020 fast ein Drittel der jungen Erwachsenen einsam. Nicht „allein“ – einsam. Das ist ein Unterschied. Allein ist: "Ich sitze auf dem Sofa. Es sitzt gerade niemand neben mir." Einsam ist: "Ich sitze auf dem Sofa, habe 387 Follower – aber keiner fragt, wie es mir geht." Selbst Menschen über 75 hatten in der Pandemie oft bessere Sozialwerte als Studierende. Woran liegt’s? An der Pandemie? Auch. Am Ho...