Was kommuniziere ich, wenn ich einfach mal nichts sage? Von der Kunst, Stille sprechen zu lassen.
Sie saßen nebeneinander auf der kleinen Holzbank vor dem Grab. Vater und Tochter. Er mit wettergegerbtem Gesicht, die Hände gefaltet, die Mütze auf dem Knie. Sie mit geröteten Augen und einer Thermoskanne, aus der sie zwei kleine Becher Tee einschenkte. Sie sprachen nicht. Kein Wort über die Beerdigung. Kein Wort über die Mutter. Kein „Wie geht es dir?“ Nur der Tee, das leise Gluckern beim Eingießen, ein kurzes Nicken. Als sie aufstand, strich sie ihm kurz über den Rücken. Er sagte: „Danke.“ Das war alles. Und doch war alles gesagt. Stille ist keine Leerstelle in der Kommunikation, sie ist eine aktive Form des Ausdrucks. Wer schweigt, sagt nicht zwingend nichts. Schweigen kann Anteilnahme ausdrücken, ohne Worte zu bemühen, die doch nicht reichen würden. Schweigen kann Abgrenzung signalisieren, wo Worte nichts bewirken würden. Schweigen kann Raum geben, damit Gefühle sich sortieren können. Schweigen kann Druck nehmen, wo Gespräche zu viel verlangen. In einer Welt, in der ständige Rea...