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Die Spinne an der Wand Ein Drama in 5 Akten, einem Schrei und einem moralischen Dilemma

1. Akt: Das Kreischen Es ist die erste Nacht im Ferienhaus. Die Wände rustikal, der Boden knarzt charmant – doch dann, aus dem Schlafzimmer, ein markerschütterndes „AAAAAHH!“ Der Mann – nennen wir ihn Knut – fährt hoch, springt aus dem Sofa auf wie ein Ritter aus dem Schlossturm, nur mit Boxershorts bewaffnet. Er stürmt zur Tür und sieht sie sofort: Die Spinne. Groß. Fett. Eher ein Kleintier als ein Insekt. An der Wand, direkt über dem Kopfkissen. 2. Akt: Schulz von Thun lässt grüßen Knuts Blick geht zur Wand, dann zur Partnerin. Er hört den Schrei mit all seinen vier Ohren: Sachebene: Es ist eine riesige Spinne. Selbstoffenbarung: Ich bin entsetzt, ekle mich und brauche Hilfe. Beziehungsebene: Du bist der Starke. Ich verlasse mich auf dich. Appell: Tu was! Und zwar JETZT! Knut interpretiert korrekt: „Die Spinne muss weg.“ Aber – kleines Problem: Knut hat selbst Angst vor Spinnen. Nicht dramatisch, aber... sagen wir, unangenehm groß. 3. Akt: Der stille in...

„Und dann hat er gesagt…!“ – Wie Kommunikation eskaliert und wie wir sie retten können!

Szene einer Beziehung: Sie: „Wenn du heute Abend wieder zu spät kommst, kannst du gleich draußen schlafen!“ Er: „Wenn ich nach Hause komme, muss ich mich doch eh wieder rechtfertigen – dann bleib ich lieber weg!“ Was klingt wie ein Ausschnitt aus dem Drehbuch eines Rosenkriegs, ist Alltag in vielen Beziehungen – nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch im Berufsleben, in der Familie, unter Freunden. Emotionen kochen hoch, Vorwürfe fliegen durch die Luft – und der eigentliche Schmerz dahinter bleibt unerkannt. Wertschätzende Kommunikation – gerade dann ist sie wichtig, wenn’s schwierig wird: Marshall B. Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation (GFK), hat es auf den Punkt gebracht: „Gewaltfreie Kommunikation bedeutet, mit anderen so in Kontakt zu treten, dass gegenseitiges Geben aus dem Herzen möglich ist.“ Gerade in der Krise, wenn wir verletzt sind, enttäuscht, wütend – da braucht es Struktur und Haltung, um nicht nur zu explodieren, sondern wirklich gehört...

Grüß Gott, oder was guggst Du?

Der Gruß. Zwei Silben, ein Lächeln, ein Hauch von Menschlichkeit – und manchmal: ein Kommunikationsfiasko. Als kleiner Junge hatte ich von meinen Eltern eine klare Regel mitbekommen: „Wenn du jemanden triffst, dann grüß freundlich.“ Ein einfacher Satz – voll kindlicher Begeisterung in die Praxis umgesetzt. Auf dem Fahrrad, auf dem Gehweg, im Treppenhaus. Ich habe gegrüßt, was das Zeug hielt. Die Reaktion? Nun ja: zunächst Verwirrung, dann zunehmend Funkstille. Die meisten Erwachsenen reagierten nicht – nicht mit einem Lächeln, nicht mit einem Nicken, nicht einmal mit einem Blick. Offenbar hatte ich in einer Gegend gegrüßt, in der freundliche kleine Jungen entweder selten oder verdächtig waren. Ich erinnere mich an das Gefühl, als ich das Grüßen dann irgendwann aufgab: eine Art kindlicher Abschied vom Ideal, dass Freundlichkeit automatisch auf Gegenseitigkeit trifft. Ein kleines Stück Enttäuschung – so leise, dass es fast unterging. Fast. Denn Jahre später – irgendwo zwischen Semi...

Konfliktbaustelle im Kopf – Das lange Pfingstwochenende und der innere Zwiespalt

Pfingsten steht vor der Tür. Drei freie Tage. Ein bisschen Luxus-Zeit. Ein bisschen „endlich mal“. Und schon beginnt der innere Schlagabtausch: Team Pflichtgefühl flüstert: „Du solltest endlich mal die Fenster putzen, Mails abarbeiten, Akten erledigen, die du seit März vor dir herschiebst.“ Team Komfort ruft: „Ach, lass gut sein. Netflix, Snacks, und mal drei Tage so tun, als ob es keine Welt da draußen gibt.“ Und dann gibt es noch diesen zarten dritten Impuls, oft überhört, aber eigentlich ziemlich klug: „Wie wäre es, wenn du mal was für dich machst? Wirklich für dich.“ Warum ist dieser innere Konflikt so hartnäckig? Weil wir zwischen Erwartung, Gewohnheit und Sehnsucht hin- und hergerissen sind: Das Pflichtgefühl macht Druck. Die Bequemlichkeit will entlasten. Die eigene Stimme will gehört werden – aber ist oft die leiseste. Das Ergebnis? Ein Wochenende zwischen To-do-Listen und Routinetätigkeiten, an dessen Ende ein unangenehm vertrauter Gedanke lauert: ...

Konfliktbaustelle: Das beste Lob kommt ohne Applaus

Oder: Wenn nach der Mediation der Wunsch nach mehr Konflikten aufkommt Siggi hat am Telefon wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Ein Konflikt in einem Unternehmen, festgefahren, gereizt, klebrig wie Karamell auf der Tastatur. Die Erwartungen? Verhalten. Die Ausgangslage? Verhärtet. Die Beteiligten? Müde vom Thema. Aber: Siggi macht’s kurz. Menschlich. Klar. Mit einem Ohr für Zwischentöne und einem Gespür für Knoten, die nicht zerschnitten, sondern gelöst werden wollen. Am Ende der Leitung seufzt eine Stimme, freundlich und ein kleines bisschen enttäuscht: „Schade. Leider haben wir jetzt hier nur den einen Konflikt. Und der ist ja jetzt aufgelöst.“ 💥 Bämm. Kein Applaus. Keine Urkunde. Keine LinkedIn-Empfehlung. Aber: Das beste Lob, das man bekommen kann. 🧠 Warum ist das so großartig? Weil es zeigt, was gute Konfliktarbeit leisten kann – und was sie nicht mehr braucht, wenn sie wirkt: Keine Show. Kein Drama. Kein langes Nacharbeiten. Einfach: Lösung – erled...

Konfliktbaustelle: Der Ausflug zum Gutshof – Träume, Täuschung und der Skoda Yeti

Es beginnt oft ganz harmlos. Ein Sonntag, ein Sonnenstrahl, ein offenes Portal im Internet: „Tag der offenen Tür auf Gutshof Lindenfels. Historisches Anwesen, renoviert mit Herzblut.“ Was dann passiert, ist der Klassiker: Man fährt hin. Man schlendert durch Flure mit Dielenbrettgeschichten. Man streicht über Steinmauern, als würde man bald entscheiden, ob hier die Bücherwand oder der Konzertflügel stehen soll. Und man weiß: Man kann sich das nicht leisten. Aber macht das was? Die Realität vieler Menschen parkt draußen auf dem Schotterplatz – in Form eines Skoda Yeti mit zwei kleinen Dellen, einer Dachbox und Kindersitz. Innen aber? Träume in Vollausstattung. Bentley oder Bauchgefühl? Noch ein Beispiel: Eine Probefahrt mit einem Bentley – obwohl das Konto nicht einmal mehr die Anzahlung für eine neue Spülmaschine hergibt. Ist das nun Motivation, ein Spiel mit Möglichkeiten – oder schon vorsätzliche Täuschung? Was passiert da kommunikativ – und psychologisch? Im Kern geht es um zwei ...

Konfliktbaustelle: Der Pedalritter-Effekt

Oder: Warum auch Kommunikationsprofis manchmal zu schnell schalten Es war alles angerichtet für ein perfektes Motorsporterlebnis: Lautstarke Motoren. Der Duft von Gummi, Benzin und Siegermentalität. Sportwagen und Rallye-Legenden auf den Straßen von Langenburg. Rennsportbegeisterte Menschen überall – das Adrenalin lag in der Luft. Und dann: zwei e-Bike-Fahrer. Mit T-Shirts, auf denen in markanten Lettern stand: „Pedalritter“. Unser erster Gedanke? Wie deplatziert! „Was für eine ironisch-feinsinnige Provokation – mit Elektromotor durch eine PS-Pilgerstätte…“ Oder vielleicht ein Statement? Rad statt Rennmaschine? Nachhaltigkeit statt Nostalgie? Unser zweiter Gedanke: Was wollen die uns wohl sagen? Unser dritter Gedanke kam nach dem Griff zur Suchmaschine: „Pedalritter“ ist… eine Fahrradmarke. Die Shirts gibt’s wahrscheinlich beim Kauf dazu. Also eher: „Ich hab mir ein gutes E-Bike gekauft – und das Shirt war gratis.“ Die Lehre aus Langenburg: Auch wir Kommunikationsprofis tappen ...