Posts

Worte statt Rosen – oder: Das Geschenk, das nicht welkt.

Ein Gastbeitrag einer lieben Kommunikationsheldin: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt man. Nur… was genau ist eigentlich „klein“? Ein riesiger Rosenstrauß zum Beispiel – prächtig, opulent, duftend, vermutlich nicht unter 40 Euro. Toll, oder? Kommt drauf an. Was, wenn ich Rosen gar nicht mag? Was, wenn sie mich an etwas erinnern, das ich längst hinter mir lassen wollte? Was, wenn mir stattdessen Gänseblümchen, Kornblumen und Wiesensträuße das Herz aufgehen lassen? Und was, wenn das Geschenk mehr über den Schenkenden als über den Beschenkten erzählt? "Ich kann es mir leisten." "Rosen mag doch jeder." "Das war teuer – das zählt." Vielleicht. Aber wo bleibt bei all dem Duft und Aufwand die feine Kunst der echten Wertschätzung ? Es gibt sie, diese Geschenke, die bleiben, berichtet unsere Kommunikationsheldin: Vor ein paar Wochen schrieb mir eine ehemalige Azubine. Zehn Jahre ist es her, dass sie – damals noch unsicher, suchend – bei mir Hilfe f...

„Hallo? Ich hab dir vor 12 Minuten geschrieben…“ Kommunikation unter Strom – oder: Muss ich wirklich immer sofort antworten?

Heute 07:20 Uhr. WhatsApp eines Mediationskunden: "Können Sie bitte mal kurz auf die Mail schauen, die ich eben geschickt hab? Wichtig." 08:07 Uhr. Sprachnachricht von Lisa aus der Betreuungsassistentengruppe: "Du, ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber Manuela hat jetzt doch WhatsApp." 08:09 Uhr. Drei Fragezeichen aus der Tierschutzgruppe, in der ich Admin bin. 08:10 Uhr. Mail von der Steuerberatung mit "DRINGEND" in Betreffzeile. Du nimmst einen Schluck Kaffee. Der ist kalt. Genau wie deine Begeisterung für digitale Dauerverfügbarkeit. Denn das ist hier das Thema: Elektronische Kommunikation treibt menschliche Reaktionszeit an. In einer Zeit, in der Nachrichten uns schneller erreichen als die eigene Geduld, ist eine neue Art Konflikt entstanden: Die Antwort-Erwartung. Wer schreibt, rechnet mit Reaktion – und zwar am liebsten jetzt. Sofort. Noch gestern. Und wer nicht reagiert, steht schnell im Verdacht: Ignorant. Gestresst. Unfreundlich. D...

Schimanski, Legenden und die Kunst, echt zu sein

Heute in den sozialen Medien: Ein Bild, ein Zitat, ein Mann im schmutzigen Parka: Götz George als Schimanski, der Tatort-Kommissar der anderen Art. 1981 bis 2013 hat er ihn gespielt – über 30 Jahre lang. Und die Frage steht im Raum: Ist Götz George damit zur Legende geworden – oder war es die Figur des Schimanski? Ehrlich gesagt: wahrscheinlich beide. Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen. Schimanski war laut, unbequem, direkt – aber nie unehrlich. Er pöbelte, prügelte, fluchte. Und wir mochten ihn. Oder hassten ihn. Oder beides. Aber was uns blieb, war das Gefühl: Der ist echt. In einer Zeit, in der TV-Kommissare noch wie gebügelte Beamtenfiguren wirkten, kam Schimanski wie eine Kneipentür, die mit Wucht aufging – und ehrlich sagte, was Sache ist. Er war roh, direkt, ungeschliffen – und genau deshalb: kommunikativ auf Augenhöhe. Was macht eine Legende aus? Eine Legende hat nicht unbedingt Recht. Oder gute Manieren. Oder makellose PR. Aber eine Legende ist da. Mit ...

"Ich habe heute frei!" – Kommunikation am Rande des Blogwahnsinns

Wir schreiben 08:17 Uhr. Die Sonne scheint, der Kaffee duftet, das WLAN steht. Ich drehe mich zu meinem Blogpartner, mit dem ich nicht nur Ideen, sondern auch mein Leben teile, und frage – wie immer freundlich, offen, voller Vorfreude: „Was wünschst du dir für ein Thema für den heutigen Blogeintrag?“ Er schaut kurz auf. Hebt den Kopf, lächelt fast entschuldigend. Und sagt: „Ich habe heute frei.“ So. Da steht man nun mit seiner Kommunikationsbegeisterung. Gerade noch bereit, gemeinsam kreativ loszulegen, und plötzlich sitzt man allein im metaphorischen Redaktionsbüro. Was dieser eine Satz so alles sagt Oberflächlich betrachtet: drei Wörter. Kurz, klar, unspektakulär. Aber wenn man genauer hinhört – also wirklich hinhört –, dann steckt in diesem Mini-Satz ein ganzer Roman. Zwischen den Zeilen spürt man: Da hat jemand das Bedürfnis, den Kopf frei zu bekommen, vielleicht nach einer Woche voller Termine, Mails, Erwartungshaltungen. Da spricht jemand mit dem Vertrauen, dass ic...

Barrierefreie Kommunikation – nicht nur für Webseiten ein Thema

Barrierefreiheit – das klingt erst einmal nach Rollstuhlrampen und Kontrastfarben im Internet, oder? Und ja: Die digitale Welt holt auf. Webseiten sollen leichter bedienbar, gut lesbar und für alle zugänglich sein – ganz gleich, ob man mit der Maus klickt, den Screenreader nutzt oder das Smartphone im Hochformat balanciert. Aber wir fragen uns heute: Warum hört die Barrierefreiheit eigentlich beim HTML-Code auf? Denn: Auch Sprache, Körpersprache und Gespräche können ganz schön viele Barrieren bauen. Kommunikations-Barrieren? Haben wir alle schon erlebt: Der Arzt spricht in lateinischen Fachbegriffen, als hätte man Medizin studiert. Die Kollegin murmelt im Meeting in Richtung Kaffeetasse. Die Mail vom Amt klingt, als würde eine Gesetzessammlung mit dir Schluss machen. Das Problem: Die Botschaft kommt nicht an. Die Lösung: Kommunikation braucht Rampen, Haltegriffe und klare Beschilderung – metaphorisch gesehen. Was bedeutet also barrierefreie Kommunikation im Alltag...

Klartext statt Grauschleier – warum Haltung sichtbarer ist als Hochglanz

Neulich beim Bäcker: Drei Leute vor mir in der Schlange, es riecht nach frischem Brot und der Tag fängt eigentlich gut an – bis es losgeht: „Also ich find’s ja nicht schlecht, aber ich will jetzt auch nicht sagen, dass ich’s gut finde…“ Sagt die Frau neben mir. Worüber sie spricht? Niemand weiß es genau. Möglicherweise über die neuen Dinkelbrötchen, möglicherweise über den Ukraine-Krieg, vielleicht auch über das Leben an sich. Es ist eine dieser Aussagen, bei denen man merkt: Da redet jemand, ohne sich wirklich zu zeigen. Es reicht heute nicht mehr, einfach „gut“ zu sein Wir alle kennen diesen Reflex: Lieber unauffällig bleiben. Nicht anecken. Bloß niemanden stören. Dabei gilt gerade in der beruflichen Kommunikation – ob als Berater, Mediator, Coach, Anwalt, Führungskraft oder Selbstständiger: Wer nicht sichtbar ist, findet nicht statt. Und damit ist nicht gemeint, dass du ständig posten, tanzen oder podcasten musst. Sondern: Du musst in deiner Haltung erkennbar sein. M...

Kommunikation geht manchmal auch unter die Haut – Tattoos als sprechende Zeichen

Es ist noch gar nicht so lange her, da war tätowierte Haut ein Signal: „Ich bin anders. Ich war auf See, im Knast oder in einem Club, den du besser nicht hinterfragst.“ Tätowierungen waren eine stille Sprache der Zugehörigkeit – und manchmal der Abschreckung. Heute hingegen: SpongeBob auf dem Unterarm. "Breathe" über dem Schlüsselbein. „Carpe Diem“ in geschwungener Kursivschrift an der Fußknöchelinnenseite. Die Reinhäuter – also jene ohne jegliche Tätowierung – sind fast schon die Exoten auf der Körpertext-Bühne. Was früher codierte Rebellion war, ist heute Ausdruck von Individualität, Erinnerungskultur oder schlicht: Lifestyle. Tattoos reden – aber was sagen sie? Tattoos sind Kommunikation. Sichtbar. Dauerhaft. Öffentlich. Sie sagen etwas über den Menschen, der sie trägt – egal, ob das beabsichtigt ist oder nicht. Und genau das ist der Punkt: Viele Tattoos sind kommunikative Kurzschlussreaktionen. Sie entstehen im Rausch (emotional oder alkoholisch), in Phasen tiefen Lie...