Die Tyrannei des Positiven
Letzte Woche in einem Coachinggespräch. Eine erfahrene Führungskraft, Mitte 40, verantwortet ein großes Team, arbeitet in einem anspruchsvollen sozialen Umfeld. Wir reden über Erschöpfung, über Druck, über das Gefühl, ständig stark sein zu müssen. Sie schaut mich an und sagt: „Ich bin fast daran zerbrochen, dass ich immer positiv bleiben wollte.“ Stille. Dieser Satz hat mich beschäftigt. „Du musst nur positiv denken.“ Diesen Satz haben wir alle schon gehört. Manche sagen ihn zu sich selbst, andere sagen ihn zu anderen, oft in bester Absicht. Doch was als aufbauende Motivation gemeint ist, kann tatsächlich zur emotionalen Falle werden. Wenn alles positiv gedeutet werden muss , bleibt kein Raum mehr für das, was auch da ist, nämlich Angst, Zweifel, Wut, Schmerz, Erschöpfung. Das Ergebnis: Wir funktionieren. Wir lächeln. Wir sagen: „Alles gut.“ Und innerlich? Bauen wir Druck auf. Uns gegenüber, positiv zu sein. Verlieren den Kontakt zu uns selbst. Und irgendwann vielleicht zu and...