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Es werden Posts vom September, 2025 angezeigt.

Pssst, hast du schon gehört … – „Stille Post“ und „Geheimnisse“ hinter vorgehaltener Hand

An einem schönen Samstagmorgen besuche ich nach langer Zeit mal wieder den Markt. Heute soll es ein Abendessen aus regionaler Küche geben. Vielleicht noch ein Apfelkuchen dazu – mal sehen, was es auf dem Markt Leckeres gibt. Mit dem Einkaufszettel in der Hand schlendere ich von Stand zu Stand. Mein Korb ist schon gut befüllt, als sich eine Bekannte nähert. Wir halten ein kurzes „Schwätzle“, wie es auf dem Markt eben so üblich ist, wenn man sich trifft. Am Ende unseres Smalltalks frage ich sie: „Ich brauche noch Äpfel. Du bist doch häufiger hier – welcher Marktbeschicker hat die leckersten Äpfel?“ Die Antwort kommt prompt: „Das ist der Herr S. da hinten, der Stand mit dem roten Dach. Da solltest du aber nicht kaufen. Weißt du, er soll nämlich damals …“ Hinter vorgehaltener Hand erfahre ich die ganze Geschichte über Herrn S. – jedoch so laut, dass umstehende Passanten jedes Wort verstehen. Eine „Offenbarung“ von menschlichen Abgründen, wie die Bekannte es nennt. Gelegentlich nicke ich, ...

Erst spiegeln, dann sprechen

„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“ Nur ein altes Sprichwort? Eigentlich ja – und doch begegnet es uns täglich, auch heute. Bevor ich etwas kundtue – verbal, körperlich, medial –, lohnt der Blick in den Spiegel: Wie tue ich es? Was will ich damit bewirken? Ob ich beim Bäcker ein Brötchen kaufe, mich im Autohaus beschwere, weil die frisch erworbene „Kutsche“ nicht meinen Erwartungen entspricht, oder ob ich meine Fähigkeiten anbiete und mich – modern gesprochen – für einen Job bewerbe: Immer geht es darum, etwas zu erzielen, zu erwarten, zu erreichen. Gleiches gilt, wenn ich Verträge abschließe, verhandle, einkaufe, verkaufe. In jedem dieser Momente tritt mein Gegenüber auf die Bühne – ob Mensch, Maschine oder elektronisches System. Und dann entscheidet nicht nur was ich sage, sondern vor allem wie ich es sage: mit welcher Haltung, welchem Ton, welcher Klarheit. Wer sein eigenes Verhalten vor dem Senden kurz spiegelt, steuert das Echo mit. Denn die Reaktion ist se...

Humor - ein ernstes Thema!

Mein steinaltes Telefon ohne Nummernanzeige klingelt. Noch nicht ganz wach am frühen Morgen, nehme ich ab und will gerade ein müdes „Hallo“ in den Hörer nuscheln, als mich eine Stimme unvermittelt begrüßt: „Guten Tag, hier spricht der örtliche Entenbadeverein. Sie haben Ihre Enten zum Baden angemeldet – wo bleiben Sie denn?“ Meine Synapsen überschlagen sich, veranstalten ein Händeschütteln, als wollten sie sich gegenseitig vorstellen. Ich setze zu einer Antwort an, aber ich komme nicht zu Wort. Am anderen Ende höre ich nur prustendes Lachen: „Na, du warst auch schon mal schlagfertiger.“ Und schon plappert mein Gegenüber munter drauflos. Worum es ging, nehme ich gar nicht mehr richtig wahr. Mein Kopfkino zeigt mir gerade einen Teich voller Enten mit Schwimmreifen und Badehäubchen, die fröhlich ihre Runden drehen … Kurz überlege ich, ob ich diese „Meldung“ am Telefon jetzt lustig finden soll, oder einfach nur dämlich. Ähnliche Beispiele kommen mir in den Sinn: etwa die Ansage „Hier ist...

„Nebenan“ oder mittendrin? – Wie viel Plattform braucht Nachbarschaft?

Heute flatterte Werbung in mein E-Mail-Postfach: „nebenan.de ist 10!“. Vier Millionen Menschen und über 100.000 Gewerbe sollen dort miteinander vernetzt sein. Ein Jubiläum, verbunden mit Rabattaktionen und bunten Jubelbotschaften. Und da stellt sich mir die Frage: Brauche ich wirklich ein digitales Portal, um mich meinem Nachbarn vorzustellen? Oder genügt es nicht, einfach mal an die Tür zu klopfen und „Hallo, ich bin der Neue von nebenan“ zu sagen? Offensichtlich ist der Bedarf aber da, wenn die Plattform schon 10 Jahre besteht. Plattformen wie „Nebenan“ haben zweifellos Vorteile : Sie verbinden Menschen, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden. Man erreicht unkompliziert viele Nachbarn gleichzeitig – für Kleinanzeigen, Werkzeugverleih, Babysittergesuche. Für Zugezogene oder Schüchterne kann es leichter sein, einen ersten Schritt online zu machen. Und mancher Konflikt (Stichwort: „Wer hat den Parkplatz blockiert?“) kann auf digitalem Weg nüchterner angesprochen werden. Aber es...

Erst denken, dann reden – und immer lächeln!

Memo an mich: erst denken, dann reden – nicht umgekehrt! Es ist schon ein Weilchen her: Ich wollte Babysocken für eine Glückwunschkarte besorgen. Also auf in den Laden, die passende Abteilung gesucht – kann ja nicht so schwer sein, dachte ich. Hinten links, da muss es sein. Da stehe ich nun, mit meinen 1,50 m Körpergröße, den Kopf im Nacken, die Augen auf wunderhübsche Babysöckchen gerichtet – in gefühlt fünf Metern Höhe. Unerreichbar! Mein Blick wandert durch den Laden, auf der Suche nach einer Verkäuferin mit „helfenden Händen“. Keine in Sicht. Mist! Ich überlege schon, ob die Regale nebenan mein Körpergewicht aushalten, als ein Pärchen den Laden betritt. Er, so ca. 1,97 m groß – wunderbar! Ich, höflich wie ich bin, gehe auf die Dame zu und höre mich sagen: „Darf ich mir mal kurz Ihren Mann ausleihen?“ Sie zieht eine Augenbraue hoch: „Für was genau?“ Meine Antwort: „Für die Babyabteilung.“ Er grinst, sie zieht die zweite Augenbraue hoch. In diesem Moment wird mir bewusst, dass mein...

Kleider machen Leute, auch noch heute …

Master or Servant? (frei nach Depeche Mode, 1984), oder auch "Des Kaisers neue Kleider": Wir sehen, was wir sehen wollen, und Kleidung mischt hier kräfitg mit: Mir fiel schon früher auf: Wie du angezogen bist, entscheidet oft darüber, wie du wahrgenommen wirst. Ein Status. Ein Rang. Neulich in Aalen: Ich komme aus der Tiefgarage die Treppe hoch, durch die Ausgangstür. „Guten Tag“, werde ich freundlich begrüßt. Die Person kennt mich nicht – und ich sie auch nicht. Warum also die spontane Höflichkeit? Natürlich: Ich trage ein weißes Hemd. Offenbar reicht das, um als Respektperson zu gelten. Also: Wahrnehmung ist Schein. Wer bist du? Und wer ist das „Du“ im Blick der anderen? Und wem gehört wessen Geschichte? Fragen über Fragen ... Tipps der Konfliktbaustelle: Intention prüfen: Bevor du losgehst, frag dich: Welche Botschaft sendet meine Kleidung heute, bewusst oder unbewusst? Kontext abgleichen: Ort, Anlass, Gegenüber. Passt mein Auftritt zur Situation, und vor allem zu ...

Resilienz: Kein Häkchen-Thema

Neulich saß ich in der Bahn neben jemandem mit frisch erobertem „Resilienz“-Workbook. Gelbes Post-it vorne drauf: „Erledigt ✔︎“. Kaum war der Zettel bewundert, vibrierte das Handy – drei Mails mit „DRINGEND“, dazu die Nachricht von zuhause: „Wir müssen heute Abend noch reden.“ Der Blick wechselte von stolz zu leicht gequält. Genau da liegt der Punkt: Ein Seminar ist wunderbar, aber das Leben wartet nicht höflich, bis wir im Kurs alles abgeheftet haben. Resilienz ist in Mode. Vom Krankenhausflur bis zum Coworking-Space werden Seminare angeboten, und das klingt herrlich effizient: „Ich buche was, dann ist das Thema durch.“ Schön wär das. Ein gutes Seminar kann ein kräftiger Anschub sein, es gibt Sprache, Modelle, Übungen. Doch Resilienz ist kein Event, sie ist eine Praxis, eine Haltung, die man sich erarbeitet. Sie zeigt sich nicht im Seminarraum, sondern zwischen E-Mails und Missverständnissen, zwischen Wäschekorb, Wochenplan und „Wir müssen reden“. Im Beruf beginnt das oft ganz unsp...

Der Tag nach dem Konfetti

Gestern Abend waren wir bei eeinem Kollegen eingeladen – Geburtstag seiner Teenager-Tochter. Es gab alkoholfreie Erdbeer-Bowle, coole Musik und – natürlich – Konfetti-Kanonen. Erst wurde salutiert, dann duellierten sich im Eifer des Moments gleich zwei Familien. Das Zeug klebte überall: in den Haaren, in der Kleidung, in den Schuhen. Und nach der Heimfahrt – wer hätte es gedacht – auch im Auto. Heute Morgen war klar: Eine Grundreinigung ist fällig. Die sonst wertschätzende Kommunikation hatte Pause. „Wegen deiner Freundin muss ich jetzt das Auto putzen.“ – „Was? Das ist doch die Tochter deines Kollegen, ich muss ja immer mit zu diesen gesellschaftlichen Verpflichtungen.“ Kleine Ursache, große Wirkung: Ein paar bunte Schnipsel, und schon droht der Tag kommunikativ zu kippen. Dabei ist das eigentliche Thema selten das Konfetti. Es geht um Aufwand und Nutzen, um die unausgesprochenen Erwartungen, wer wofür gerade die Verantwortung trägt, und um die dünne Haut nach lauter Musik, später St...

Wen sehen wir wirklich? Selbstreflexion im Spiegel der Anderen

Heute Morgen, an meinem freien Tag, gibt es viel zu erledigen. Ich fahre los, um einzukaufen, denn aus dem Kühlschrank winkt mir nur noch Leere entgegen. Nach dem Gehetze durch den Supermarkt – ja, für mich ist das anstrengend – möchte ich mir beim Bäcker ein zweites Frühstück gönnen. Da stehe ich also in der Warteschlange, überlege, was meinen Geschmack heute befriedigen würde, als mir Gesprächsfetzen von zwei Frauen – beide unter 25, durchgestylt vom Scheitel bis zur Sohle – ins Ohr dringen: „Hast du die Oma da drüben gesehen? In dem Aufzug würd’ ich mich nicht auf die Straße trauen.“ Mein unauffälliger Raum-Scan-Blick wird sofort aktiviert: Besagte „Oma“ steht seitlich rechts: eine Frau um die 60, sportlich gekleidet. Nichts, was mir missfallen würde. Automatisch schaue ich an mir herunter, was ich heute für den Einkaufstrip übergeworfen habe. Nun, ich bin Anfang 50 (Alter ist nur eine Zahl), also auch nicht mehr ganz jung: Turnschuhe, Jeans, T-Shirt, Jacke, Handtasche – Frisur si...

Das ganze Leben ist gekauft ...

Neulich am Schalter meiner Hausbank: Ich zahle Geld auf mein eigenes Konto ein. Und was passiert? Man verlangt von mir 2 Euro Gebühr – dafür, dass ich mein eigenes Geld der Bank überlasse, damit die damit arbeiten kann. Ein kurzer Moment des Kopfschüttelns … und der Auslöser für die Frage: Ist nicht eigentlich das ganze Leben gekauft? Ich würde sagen: Ja. Jeder ist ein Verkäufer. Auch du. Die Hebamme verkauft dir dein Leben. Deine Eltern verkaufen dir Erziehung. Der Kindergärtner verkauft dir das Aufwachsen – während deine Eltern gerade metallische Vergütungsstücke organisieren, um sich und dir Dinge kaufen zu können. Der Klassenlehrer verkauft dir Wissen, damit du später einmal selbst etwas zu verkaufen hast, wenn du etwas aus dir machst. Der Ausschank in der Disco verkauft dir Enthemmungen, der DJ verkauft dir Stimmung, und der Typ draußen vor der Tür verkauft dir Bewusstseinserweiterung. Der Ausbilder verkauft dir Richtungen. Die Versicherung verkauft dir Sicherheit. Der Kassie...

„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“

Ein alter, aber bewährter Sinnspruch. Früher war die Sache klar: Wenn irgendwo gesungen wurde, konnte man sich niederlassen – da fühlte man sich sicher, willkommen, vielleicht sogar zuhause. Heute stellen wir uns ähnliche Fragen: Wo lasse ich mich nieder? Wo bin ich sesshaft? Doch statt auf Gesang achten wir inzwischen oft auf Postleitzahlen und Adressen. Ein Nobelviertel oder ein sozialer Brennpunkt? Berlin-Köpenick oder Kreuzberg? In New York: Manhattan oder Harlem? Lebe ich in Monaco – oder in einem kleinen Dorf in Rumänien? Jede Adresse spricht Bände – nicht nur für Nachbarn, sondern auch für Geschäftspartner, Kunden oder Behörden. Dass Adressen Kommunikation sind, zeigt sich besonders in der Geschäftswelt. Nicht umsonst boomen Anbieter, die „repräsentative Geschäftsadressen“ vermieten. Für wenig Geld kann man den Briefkopf mit einer Adresse am Boulevard schmücken, während die eigentliche Arbeit vom Küchentisch aus läuft. Ist das mehr Schein als Sein – oder schlicht ein taktische...

Die „goldene Gans“ – Märchen, Legende, Realität

Unlängst, auf dem Heimweg von einem Seminar im schwäbischen Ländle, meldete sich der Hunger. Rechts am Straßenrand entdeckte ich ein Schild: „Gasthof zur Goldenen Gans“. Also lenkte ich mein Auto auf den Parkplatz – zur frühen Abendstunde, um dem Magenknurren Abhilfe zu schaffen. Der Gasthof war bereits gut besucht, ich fand einen Platz in unmittelbarer Nähe des Stammtisches. Eine freundliche Kellnerin begrüßte mich und nahm meine Bestellung auf. Schon drangen Gesprächsfetzen an mein Ohr: „Eine gute Schwäbin muss putzen können, bis das Haus glänzt.“ Ein Zweiter legte nach: „Kartoffelsalat – schwäbisches Kulturgut – das muss sie beherrschen!“ Und der Dritte ergänzte: „Hefezopf backen, nicht vergessen …“ Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Stammtischparolen aus längst vergangenen Zeiten – oder sind diese Ansichten wirklich noch präsent? Meine Gedanken schweiften ab: Im Zeitalter von Dating-Apps – was schreibt man wohl ins Profil? „Suche Frau, die den perfekten Kartoffelsalat za...

Nix verkomma lassa, i muss es aufheba...eine schwäbische Weisheit? Die Macht der Gedanken.

Neulich stand ich vor einem Schubladenchaos: alte Quittungen, verwaiste Schrauben, ein Handyladekabel für ein längst entsorgtes Gerät. Und dann dieser Gedanke: „Heb’s lieber auf, könnte man ja nochmal brauchen!“ Typisch schwäbisch, oder? Nichts wegwerfen, alles aufheben – man weiß ja nie. Mit diesem Motto im Kopf steige ich die Kellertreppe hinunter, vorbei an einem wahren Sammelsurium des Lebens. Und tatsächlich: Ganz hinten, im letzten Winkel, finde ich, wonach ich gesucht habe. Freudestrahlend kehre ich zurück, als hätte ich soeben die Meisterschaft im „Sachen-Suchen“ gewonnen. Was ich gesucht habe, verrate ich lieber nicht. Ich ahne, dass die meisten Leser spontan sagen würden: "Wie kann man so etwas überhaupt aufheben?" Doch noch während ich den Fund in den Händen halte, bleibt mein Kopf im Keller: Brauche ich den Kram dort unten wirklich noch? Und wie viele Dinge – und Gedanken – habe ich dort unten eigentlich eingelagert? Wie oft schleppen wir unsere „aufgehobenen Ge...

Wenn Tiere petzen ... dann ist das auch Kommunikation!

Ein Kollege erzählte beim letzten Mediationsstammtich sein Wochenenderlebnis und erntete jede Menge Gelächter: Ja, auch Kommunikationsprofis treten mal ins Fettnäpchen, und Schadenfreude am Stammtisch ist ja bekanntlich die beste Freude. Wir wollen Euch das nicht vorenthalten: Sonntag. Parkspaziergang Hand in Hand nach dem Kaffeetrinken. Die Sonne scheint, alles ist friedlich, bis es passiert. Ein mittelgroßer Boxermischling – nennen wir ihn Bobby – zieht wie verrückt an der Leine, ja, jault vor Freude, als er unseren Spaziergänger erkennt. Nicht etwa sein Herrchen. Nein, den Kollegen als den männlichen Teil des vorbeiflanierenden Pärchens. Die Leine gehört der Nachbarin drei Häuser weiter, und ihre Reaktion ist eindeutig: Sie wird knallrot, zieht Bobby zurück und murmelt etwas von „…eigentlich nicht so stürmisch…“. Die Ehefrau des angebellten Kollegen hingegen zieht die Augenbraue hoch, schaut ihren Göttergatten mit einer Mischung aus Verwunderung und innerer Anklage an und schweigt....