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Es werden Posts vom Juli, 2025 angezeigt.

Lächeln – Kommunikation mit Gesichtsmuskeln

„Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte“, heißt es. Aber was, wenn die Worte „Schön, Sie zu sehen!“ lauten, und das Lächeln dazu so frostig wirkt wie ein Kühlschrank auf Stufe 5? Mimik ist mächtig. Sie kann verstärken, untergraben, entlarven oder bezaubern. Ein Lächeln kann ehrlich sein – oder auch ein diplomatischer Rettungsanker, ein Schutzschild oder eine charmante Irreführung. Zum Thema fällt mir eine irritierende Begegnung ein: Ein Montagmorgen. Ich verlasse gerade das Haus, etwas verschlafen, mit Kaffeebecher in der einen und Tasche in der anderen Hand. Auf der Straße begegnet mir die Nachbarin aus dem Haus nebenan. Sie lächelt, breit, auffällig und… irgendwie seltsam. „Na, ausgeschlafen?“ fragt sie. Ich antworte: „Geht so.“ Und erwidere das Lächeln, leicht verwirrt. Erst später fällt mir ein: Ich hatte letzte Woche fast aus Versehen ihre Papiertonne mitbenutzt, weil meine voll war. Jetzt frage ich mich: War das ein echtes Lächeln? Oder die Vorstufe zur passiv-aggressiven ...

„Wie geht es dir?“ – Herzensfrage oder höfliche Floskel?

Eine Alltagsbegegnung mit Tiefe – oder auch nicht. Gestern im Supermarkt. Zwischen Biogurken und Sonderangeboten trifft Annabelle zufällig ihre frühere Kollegin Simone. Beide greifen gleichzeitig nach dem letzten Glas griechische Oliven mit Knoblauch. Beide strahlen. Annabelle: „Na Simone! Mensch – wie geht’s dir?“ Simone: „Gut, danke! Und dir?“ Annabelle: „Auch, danke!“ Pause. Beide lachen. Dann schauen sie sich kurz an. Simone: „Also eigentlich... ist gerade alles ein bisschen viel.“ Annabelle: „Oh? Willst du kurz erzählen? Ich habe noch zehn Minuten. Oder lieber ein andermal?“ Wow! Was eben noch nach Einkaufsfloskel klang, wird plötzlich zum möglichen Türöffner für ein Gespräch mit echtem Inhalt und Tiefgang. Aber was ist „Wie geht es dir?“ denn nun – eine echte Frage oder nur eine Höflichkeitsfloskel zwischen Tür und Kühlregal? Für die Floskel-These spricht: Ein „Ja, wie geht es?“ ist oft nicht ernst gemeint. Wir benutzen die Formulierung oft wie ein sprachliches „Hallo Plus“. Im B...

Händeschütteln – Geste mit Geschichte oder überholte Floskel?

Ein Hochzeitsbesuch mit Kommunikationspotenzial Neulich auf einer Hochzeit. Fröhliche Stimmung, Gläserklirren, Rosenblüten im Haar – alles war bereitet für einen wundervollen Tag. Es war die Art von Feier, bei der man sich fragt: „Kenne ich den eigentlich auch noch von früher oder ist das jetzt Schwippschwager vierten Grades?“ Und dann geschah es: Der Vater der Braut – ein Herr mit imposantem Schnurrbart, goldbesticktem Jackett und der Ausstrahlung eines ehrenvollen Altbürgermeisters – steuerte zielsicher auf den Tisch der "Gegenfamilie" zu. Ein junger Verwandter, vielleicht ein Cousin des Bräutigams, erhob sich freundlich. Der Vater der Braut streckte die Hand entgegen – fest, erwartungsvoll, ritualisiert. Doch der junge Mann zögerte. Er lächelte höflich, nickte, machte eine angedeutete Bewegung mit der Hand auf der Brust – kein Handschlag. Ein Sekundenmoment mit Spannkraft. Die Brauen des Vaters der Braut wanderten in die Höhe. Nicht empört – eher überrascht. Ein stilles Fr...

Erzähl doch keine Märchen! Wie uns Frösche, Unken und Seerosen helfen, anders zu denken.

Ich erzähl euch jetzt erst mal ein Märchen: Die Froschprinzessin vom Glitzerspiegelteich Eine Liebesgeschichte mit Sprungkraft Es war einmal am Glitzerspiegelteich, da lebte die junge, hübsche Froschprinzessin Quendoline Glimmerbein. Ihr Papa war niemand Geringerer als König Kröthar der Strenge, ein ehrenhafter, aber sehr... nun ja, knurriger Frosch mit ausgeprägtem Ordnungssinn. Quendoline aber war lebhaft, klug – und ein bisschen keck. Sie träumte von Freiheit, Liebe und großen Sprüngen ins Unbekannte. Am Nachbarteich, an dem schönen Schlammperlschlösschen, lebte der junge, freche Froschprinz Flippo Quakbold, bekannt für seine besonders weiten Sprünge, seine Sonnenbrille und – man munkelte – seine grüne Vespa mit Blattaufklebern. Quendoline und Flippo trafen sich heimlich auf Seerosenblättern, lachten, quakten sich Liebesgedichte zu und schlürften gemeinsam Libellencocktails. Sie hielten das geheim. Und doch: König Kröthar war darüber nicht erfreut, schließlich war seine Tochter ein...