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Es werden Posts vom Juni, 2025 angezeigt.

Worte statt Rosen – oder: Das Geschenk, das nicht welkt.

Ein Gastbeitrag einer lieben Kommunikationsheldin: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt man. Nur… was genau ist eigentlich „klein“? Ein riesiger Rosenstrauß zum Beispiel – prächtig, opulent, duftend, vermutlich nicht unter 40 Euro. Toll, oder? Kommt drauf an. Was, wenn ich Rosen gar nicht mag? Was, wenn sie mich an etwas erinnern, das ich längst hinter mir lassen wollte? Was, wenn mir stattdessen Gänseblümchen, Kornblumen und Wiesensträuße das Herz aufgehen lassen? Und was, wenn das Geschenk mehr über den Schenkenden als über den Beschenkten erzählt? "Ich kann es mir leisten." "Rosen mag doch jeder." "Das war teuer – das zählt." Vielleicht. Aber wo bleibt bei all dem Duft und Aufwand die feine Kunst der echten Wertschätzung ? Es gibt sie, diese Geschenke, die bleiben, berichtet unsere Kommunikationsheldin: Vor ein paar Wochen schrieb mir eine ehemalige Azubine. Zehn Jahre ist es her, dass sie – damals noch unsicher, suchend – bei mir Hilfe f...

„Hallo? Ich hab dir vor 12 Minuten geschrieben…“ Kommunikation unter Strom – oder: Muss ich wirklich immer sofort antworten?

Heute 07:20 Uhr. WhatsApp eines Mediationskunden: "Können Sie bitte mal kurz auf die Mail schauen, die ich eben geschickt hab? Wichtig." 08:07 Uhr. Sprachnachricht von Lisa aus der Betreuungsassistentengruppe: "Du, ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber Manuela hat jetzt doch WhatsApp." 08:09 Uhr. Drei Fragezeichen aus der Tierschutzgruppe, in der ich Admin bin. 08:10 Uhr. Mail von der Steuerberatung mit "DRINGEND" in Betreffzeile. Du nimmst einen Schluck Kaffee. Der ist kalt. Genau wie deine Begeisterung für digitale Dauerverfügbarkeit. Denn das ist hier das Thema: Elektronische Kommunikation treibt menschliche Reaktionszeit an. In einer Zeit, in der Nachrichten uns schneller erreichen als die eigene Geduld, ist eine neue Art Konflikt entstanden: Die Antwort-Erwartung. Wer schreibt, rechnet mit Reaktion – und zwar am liebsten jetzt. Sofort. Noch gestern. Und wer nicht reagiert, steht schnell im Verdacht: Ignorant. Gestresst. Unfreundlich. D...

Schimanski, Legenden und die Kunst, echt zu sein

Heute in den sozialen Medien: Ein Bild, ein Zitat, ein Mann im schmutzigen Parka: Götz George als Schimanski, der Tatort-Kommissar der anderen Art. 1981 bis 2013 hat er ihn gespielt – über 30 Jahre lang. Und die Frage steht im Raum: Ist Götz George damit zur Legende geworden – oder war es die Figur des Schimanski? Ehrlich gesagt: wahrscheinlich beide. Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen. Schimanski war laut, unbequem, direkt – aber nie unehrlich. Er pöbelte, prügelte, fluchte. Und wir mochten ihn. Oder hassten ihn. Oder beides. Aber was uns blieb, war das Gefühl: Der ist echt. In einer Zeit, in der TV-Kommissare noch wie gebügelte Beamtenfiguren wirkten, kam Schimanski wie eine Kneipentür, die mit Wucht aufging – und ehrlich sagte, was Sache ist. Er war roh, direkt, ungeschliffen – und genau deshalb: kommunikativ auf Augenhöhe. Was macht eine Legende aus? Eine Legende hat nicht unbedingt Recht. Oder gute Manieren. Oder makellose PR. Aber eine Legende ist da. Mit ...

"Ich habe heute frei!" – Kommunikation am Rande des Blogwahnsinns

Wir schreiben 08:17 Uhr. Die Sonne scheint, der Kaffee duftet, das WLAN steht. Ich drehe mich zu meinem Blogpartner, mit dem ich nicht nur Ideen, sondern auch mein Leben teile, und frage – wie immer freundlich, offen, voller Vorfreude: „Was wünschst du dir für ein Thema für den heutigen Blogeintrag?“ Er schaut kurz auf. Hebt den Kopf, lächelt fast entschuldigend. Und sagt: „Ich habe heute frei.“ So. Da steht man nun mit seiner Kommunikationsbegeisterung. Gerade noch bereit, gemeinsam kreativ loszulegen, und plötzlich sitzt man allein im metaphorischen Redaktionsbüro. Was dieser eine Satz so alles sagt Oberflächlich betrachtet: drei Wörter. Kurz, klar, unspektakulär. Aber wenn man genauer hinhört – also wirklich hinhört –, dann steckt in diesem Mini-Satz ein ganzer Roman. Zwischen den Zeilen spürt man: Da hat jemand das Bedürfnis, den Kopf frei zu bekommen, vielleicht nach einer Woche voller Termine, Mails, Erwartungshaltungen. Da spricht jemand mit dem Vertrauen, dass ic...

Barrierefreie Kommunikation – nicht nur für Webseiten ein Thema

Barrierefreiheit – das klingt erst einmal nach Rollstuhlrampen und Kontrastfarben im Internet, oder? Und ja: Die digitale Welt holt auf. Webseiten sollen leichter bedienbar, gut lesbar und für alle zugänglich sein – ganz gleich, ob man mit der Maus klickt, den Screenreader nutzt oder das Smartphone im Hochformat balanciert. Aber wir fragen uns heute: Warum hört die Barrierefreiheit eigentlich beim HTML-Code auf? Denn: Auch Sprache, Körpersprache und Gespräche können ganz schön viele Barrieren bauen. Kommunikations-Barrieren? Haben wir alle schon erlebt: Der Arzt spricht in lateinischen Fachbegriffen, als hätte man Medizin studiert. Die Kollegin murmelt im Meeting in Richtung Kaffeetasse. Die Mail vom Amt klingt, als würde eine Gesetzessammlung mit dir Schluss machen. Das Problem: Die Botschaft kommt nicht an. Die Lösung: Kommunikation braucht Rampen, Haltegriffe und klare Beschilderung – metaphorisch gesehen. Was bedeutet also barrierefreie Kommunikation im Alltag...

Klartext statt Grauschleier – warum Haltung sichtbarer ist als Hochglanz

Neulich beim Bäcker: Drei Leute vor mir in der Schlange, es riecht nach frischem Brot und der Tag fängt eigentlich gut an – bis es losgeht: „Also ich find’s ja nicht schlecht, aber ich will jetzt auch nicht sagen, dass ich’s gut finde…“ Sagt die Frau neben mir. Worüber sie spricht? Niemand weiß es genau. Möglicherweise über die neuen Dinkelbrötchen, möglicherweise über den Ukraine-Krieg, vielleicht auch über das Leben an sich. Es ist eine dieser Aussagen, bei denen man merkt: Da redet jemand, ohne sich wirklich zu zeigen. Es reicht heute nicht mehr, einfach „gut“ zu sein Wir alle kennen diesen Reflex: Lieber unauffällig bleiben. Nicht anecken. Bloß niemanden stören. Dabei gilt gerade in der beruflichen Kommunikation – ob als Berater, Mediator, Coach, Anwalt, Führungskraft oder Selbstständiger: Wer nicht sichtbar ist, findet nicht statt. Und damit ist nicht gemeint, dass du ständig posten, tanzen oder podcasten musst. Sondern: Du musst in deiner Haltung erkennbar sein. M...

Kommunikation geht manchmal auch unter die Haut – Tattoos als sprechende Zeichen

Es ist noch gar nicht so lange her, da war tätowierte Haut ein Signal: „Ich bin anders. Ich war auf See, im Knast oder in einem Club, den du besser nicht hinterfragst.“ Tätowierungen waren eine stille Sprache der Zugehörigkeit – und manchmal der Abschreckung. Heute hingegen: SpongeBob auf dem Unterarm. "Breathe" über dem Schlüsselbein. „Carpe Diem“ in geschwungener Kursivschrift an der Fußknöchelinnenseite. Die Reinhäuter – also jene ohne jegliche Tätowierung – sind fast schon die Exoten auf der Körpertext-Bühne. Was früher codierte Rebellion war, ist heute Ausdruck von Individualität, Erinnerungskultur oder schlicht: Lifestyle. Tattoos reden – aber was sagen sie? Tattoos sind Kommunikation. Sichtbar. Dauerhaft. Öffentlich. Sie sagen etwas über den Menschen, der sie trägt – egal, ob das beabsichtigt ist oder nicht. Und genau das ist der Punkt: Viele Tattoos sind kommunikative Kurzschlussreaktionen. Sie entstehen im Rausch (emotional oder alkoholisch), in Phasen tiefen Lie...

22. Juni – Die Sonne brennt, das Jahr bröckelt: Silvestermenü? Jetzt schon?

Der längste Tag ist gerade mal vorbei. Es sind 36 Grad im Schatten, irgendwo zirpen Grillen, jemand dreht sich am Baggersee gerade zum besseren Bräunungswinkel – und dann DAS: Ein Plakat an der Tür eines Restaurants: „Jetzt Silvestermenü buchen!“ Wirklich? Jetzt? Zwischen Sonnencreme und Bleigießen: Wir stehen barfuß im Hochsommer und sollen gleichzeitig mental Glitzerhütchen aufsetzen, Raclette vorbestellen und über Vorspeisen im Dezember nachdenken? Klar, wirtschaftlich verständlich – aber kommunikationspsychologisch? Nein. Denn das sendet eine Botschaft, die weit über das Menü hinausgeht: „Es geht nicht um dein Gefühl – es geht um unsere Planung.“ „Freu dich jetzt schon auf das nächste To-do.“ Was macht diese Kommunikation mit uns? Sie nimmt uns den Moment. Statt die längste Phase des Lichts zu feiern, werden wir direkt an das Jahresende erinnert – an Kälte, Dunkelheit und Kalenderpanik. Sie schiebt Erwartungen über Bedürfnisse. Was wir brauchen, ist Achtsamk...

T-Shirts reden mit – Kommunikation zum Anziehen

Es ist ein warmer Sommerabend, die Wurst liegt auf dem Grill, die Limo zischt. Alles wirkt entspannt – bis das Auge auf ein T-Shirt fällt. Darauf in fetten Lettern: „Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause – JVA“. Getragen von einem Strafrichter. Privat, versteht sich. Nur leider auch gepostet in Social Media. Das Netz lachte – oder schüttelte den Kopf. Manches ist eben witzig nur im Kopf, aber nicht auf der Brust. Auch "schön": Wenn ich Du wäre, wäre ich lieber ich! Oder: Lass uns Fremde bleiben! Aber genau deshalb müssen wir erkennen: T-Shirts sprechen! Und sie sind – ob gewollt oder nicht – Kommunikation in Reinform. Der Komiker Mario Barth hat das Prinzip längst perfektioniert: Seine T-Shirts sind sprechende Plakate seiner Bühnenfigur. Botschaft, Zielgruppe, Ironie – alles abgestimmt. Was dein T-Shirt über dich sagt oder sagen könnte, kluge Kommunikation auf Baumwolle – unsere T-Shirt-Vorschläge: Weil wir die Kommunikation lieben und den Fauxpas vermeiden wollen, hier Vors...

21. Juni – Der längste Tag des Jahres: 17 Sonnenstunden Kommunikation

Willkommen zur Sommersonnenwende – dem großen Bühnenauftritt des Lichts! Heute, am 21. Juni, beschenkt uns die Sonne mit ganzen 17 Stunden Präsenz. Im Radio heißt es: „Heute wird es heiß – bis zu 30 Grad!“ Klingt banal? Nicht für Kommunikationsliebhaber! Wir nehmen diese Ansage mal genauer unter die Lupe – mit den vier Seiten einer Nachricht nach Friedemann Schulz von Thun: Die Radiosprecherin sagt: „Heute wird es bis zu 30 Grad heiß!“ Was steckt da alles drin? Sachinhalt – Klartext: Die Temperatur wird heute auf etwa 30 Grad steigen. Fakten, nüchtern. Das Thermometer klettert, Punkt. Selbstoffenbarung – Was sagt die Sprecherin über sich? Ich bin gut informiert und möchte dich auf den Tag vorbereiten. Vielleicht schwingt auch ein wenig Sommerfreude mit: Ich mag Sonne! Beziehungsebene – Was denke ich über dich? Du brauchst diese Information, um deinen Tag sinnvoll zu planen. Oder subtil: Ich traue dir zu, dass du So...

600 Telefonmediationen in weniger als einem Jahr – Routine, Raketenstart oder kommunikative Erschöpfung?

Von der Konfliktbaustelle direkt ins Ohr: Was passiert, wenn man fast jeden Tag über fremde Spannungen telefoniert? Unsere Spezialist:innen haben es getan – mehr als 600 Kurzmediationen am Telefon, binnen nicht mal 12 Monaten . Das klingt nach einer unglaublichen Erfolgsstory. Doch Moment mal… ist das schon Superkraft oder droht bei so viel Dauer-Diplomatie die kommunikative Erschöpfung? Die Zahlen sprechen Bände – und manchmal auch das Bauchgefühl • Über 600 Kurzmediationen – das sind im Schnitt mindestens 2 pro Werktag, inklusive Feiertagsausgleich und Netzwerksalat. • Themen: Von Nachbarschaftsquerelen über Jobkonflikte, Trennungssprengstoff, bis hin zu „Mein Hund, dein Baum“. • Erfolgsquote? Jenseits der 80 % – dokumentiert, nachhörbar, wiederholbar. • Und das Beste: keine Stimme verloren, kein Rollkoffer voller Eskalation, keine Besprechungsräume mit Kaffeeautomatenkonflikten. Zwischen Flow und Frustschutz: Klar ist: Wer jeden Tag Konflikte anderer Menschen sortiert, braucht m...

Winken ohne Grund? Kommunikation unter Fremden

Ich war heute mit meiner Corvette C4 unterwegs. Knallrot, weißes Dach, Cabrio – also das volle Programm für alle, die bei Autos schnell in Schubladen denken: „Ludenkarre“ würde wohl das ein oder andere Stammtischurteil lauten. Ich sehe das entspannt. Mein Geld verdiene ich zwar nicht mit Goldkettchen, aber immerhin mit Kommunikation auf Stundenbasis. Seriös, aber nicht humorlos. Und dann passiert etwas, das mich kurz rausreißt – im besten Sinne. Ein alter Mann mit Strohhut und Rollator kommt mir entgegen, langsam, gemessen – und winkt mir freundlich zu. Ein echtes, unaufgeregtes, fast beiläufiges Winken. Nicht das Winken eines Autofans. Nicht das Winken eines Bekannten. Denn: Wir kennen uns nicht. Das Kennzeichen ist auswärtig. Ich fahre hier selten. Und doch: Ich freue mich. Ich winke zurück. Ich lächle. Was ist da passiert? Warum winkt jemand einem Fremden in einem roten Cabrio? Mögliche Theorien: 1. Er wollte einfach nett sein. Klingt banal – ist...

Reden mit Fäden – Kommunikation mal anders: Der Tag der Mediation mit Marionetten

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Siggi und ihre Kommunikationshelden waren unterwegs. Nicht auf Konferenzen, nicht im Seminarraum, sondern: im Betreuten Wohnen. Am Tag der Mediation 2025 wurde dort ein ganz besonderer Dialog geführt – nicht nur mit Worten, sondern mit alten Bekannten aus Kindertagen: Marionetten, Stabpuppen, Handpuppen. Der Kasperl war auch dabei. Und er hatte uns einiges zu sagen. Kommunikation auf leisen Sohlen – mit Faden, Herz und Geschichte Was passiert, wenn zertifizierte Mediator:innen, Bewohner:innen eines Betreuten Wohnens und ein Haufen Holzpuppen aufeinandertreffen? Magie. Und Menschlichkeit. Denn dieser Tag war mehr als nur eine nostalgische Reise durch die Theaterbühnen des Lebens. Es war ein lebendiger Dialog über Kommunikation – damals und heute. Siggi berichtet: "Wir Kommunikationshelden waren heute Gäste im Betreuten Wohnen und lauschten den Erzählungen der Gäste, hörten, wie man durch Marionetten Botschaften übermitteln konnte, staunten, wie lange es schon Marionetten, Ha...

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – Warum Kommunikation nicht ewig warten kann

Sie kennen das. Der Drucker blinkt. „Tintenpatrone fast leer.“ Sie drücken die Meldung weg. Einmal. Zweimal. Dreimal. Es geht ja noch. Bis es plötzlich nicht mehr geht. Der letzte Ausdruck? Halb gedruckt, halb geisterhaft. Die Deadline? Jetzt. Die Nerven? Blank. Und ganz ehrlich: So läuft’s auch mit vielen Gesprächen. Die Kunst des Aufschiebens – und ihre Tücken Wir alle schieben Dinge auf. Vor allem Gespräche, die uns unbequem, emotional, heikel oder konfliktgeladen erscheinen. Sätze wie: „Ich wollte dich schon lange mal auf etwas ansprechen …“ „Da ist was, das liegt mir schwer im Magen …“ „Eigentlich müssten wir über etwas reden …“ … schweben über uns wie die „Tinte fast leer“-Meldung. Wir tippen sie weg. Jetzt ist nicht der richtige Moment. Das klärt sich vielleicht von selbst. Ich will keinen Streit. Aber: Kommunikation ist kein Selbstheilungsprozess. Fristen gibt’s nicht nur bei Behörden Irgendwann ist das Zeitfenster vorbei. Was am Anfang noch lösbar gewes...

Fristen überlisten! – Vom Versuch, der Zeit ein Schnippchen zu schlagen:

Wir Mediatoren sind Meister der Deeskalation. Aber es gibt einen Gegner, den auch wir nur schwer zähmen können: die Frist. Während andere sich vielleicht nur mit der Steuererklärung oder dem TÜV herumschlagen, jonglieren wir mit einem ganzen Deadline-Zirkus: Dokumentationen, die bitte „zeitnah“ abgelegt sein sollen, Fortbildungsnachweise, die das Zertifizierungsregime verlangt, Termine, die wir auf die Minute takten müssen – inklusive Puffer für Emotionen, Tränen, Kaffee und überraschende Wendungen. Und manchmal … das muss aber unter uns bleiben - überlisten wir die Fristen Nicht ganz, aber ein bisschen. Ein Fristverlängerungsantrag beim Finanzamt? Nur logisch – wir waren ja busy, Frieden zu stiften. Ein vermeintlich voller Kalender, obwohl wir heimlich ein paar Stunden Luft zum Atmen lassen? Na gut, vielleicht nur eine halbe Stunde … für echten Kaffee. Und Nerven. Und ja, auch wir von der Konfliktbaustelle verhandeln mit uns selbst , wenn die Verpflichtungen mal l...

Vandalismus im Parkhaus – Molly oder Mietze?

Kurzmediation am Telefon, Dienstagvormittag. Eine aufgebrachte Stimme meldet sich: „Das war die Katze! Die hat das Autodach zerkratzt! Mein Lack! Die Keramikversiegelung! 800 Euro! Und jetzt will der mir nicht mal sagen, wo er versichert ist?!“ Die Anruferin, Eigentümerin eines offenbar sehr gepflegten SUV mit spiegelglattem Dach, hat den Schuldigen schnell ausgemacht: eine der Katzen des neu zugezogenen Nachbarn. Freigänger, Streunerin, Tiger auf Samtpfoten – wie man’s nennt, ist Geschmackssache. Doch was sagt das Recht dazu? Die Fakten (aus Sicht der Anruferin) Auto in der Tiefgarage stand wie immer auf dem Stellplatz. Frische Kratzspuren auf dem Dach – sichtbar, fühlbar, entsetzlich. Zeugin (Nachbarin von gegenüber) habe gesehen: „Die Katze ist aufs Auto gesprungen!“ Die neue Keramikbeschichtung: teuer, hochwertig, leider hinüber. Der Nachbar: uneinsichtig und verweigert die Herausgabe seiner Versicherung. Die rechtliche Baustelle 1. Tierhalterhaftung ...

Die Spinne an der Wand Ein Drama in 5 Akten, einem Schrei und einem moralischen Dilemma

1. Akt: Das Kreischen Es ist die erste Nacht im Ferienhaus. Die Wände rustikal, der Boden knarzt charmant – doch dann, aus dem Schlafzimmer, ein markerschütterndes „AAAAAHH!“ Der Mann – nennen wir ihn Knut – fährt hoch, springt aus dem Sofa auf wie ein Ritter aus dem Schlossturm, nur mit Boxershorts bewaffnet. Er stürmt zur Tür und sieht sie sofort: Die Spinne. Groß. Fett. Eher ein Kleintier als ein Insekt. An der Wand, direkt über dem Kopfkissen. 2. Akt: Schulz von Thun lässt grüßen Knuts Blick geht zur Wand, dann zur Partnerin. Er hört den Schrei mit all seinen vier Ohren: Sachebene: Es ist eine riesige Spinne. Selbstoffenbarung: Ich bin entsetzt, ekle mich und brauche Hilfe. Beziehungsebene: Du bist der Starke. Ich verlasse mich auf dich. Appell: Tu was! Und zwar JETZT! Knut interpretiert korrekt: „Die Spinne muss weg.“ Aber – kleines Problem: Knut hat selbst Angst vor Spinnen. Nicht dramatisch, aber... sagen wir, unangenehm groß. 3. Akt: Der stille in...

„Und dann hat er gesagt…!“ – Wie Kommunikation eskaliert und wie wir sie retten können!

Szene einer Beziehung: Sie: „Wenn du heute Abend wieder zu spät kommst, kannst du gleich draußen schlafen!“ Er: „Wenn ich nach Hause komme, muss ich mich doch eh wieder rechtfertigen – dann bleib ich lieber weg!“ Was klingt wie ein Ausschnitt aus dem Drehbuch eines Rosenkriegs, ist Alltag in vielen Beziehungen – nicht nur in Liebesbeziehungen, sondern auch im Berufsleben, in der Familie, unter Freunden. Emotionen kochen hoch, Vorwürfe fliegen durch die Luft – und der eigentliche Schmerz dahinter bleibt unerkannt. Wertschätzende Kommunikation – gerade dann ist sie wichtig, wenn’s schwierig wird: Marshall B. Rosenberg, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation (GFK), hat es auf den Punkt gebracht: „Gewaltfreie Kommunikation bedeutet, mit anderen so in Kontakt zu treten, dass gegenseitiges Geben aus dem Herzen möglich ist.“ Gerade in der Krise, wenn wir verletzt sind, enttäuscht, wütend – da braucht es Struktur und Haltung, um nicht nur zu explodieren, sondern wirklich gehört...

Grüß Gott, oder was guggst Du?

Der Gruß. Zwei Silben, ein Lächeln, ein Hauch von Menschlichkeit – und manchmal: ein Kommunikationsfiasko. Als kleiner Junge hatte ich von meinen Eltern eine klare Regel mitbekommen: „Wenn du jemanden triffst, dann grüß freundlich.“ Ein einfacher Satz – voll kindlicher Begeisterung in die Praxis umgesetzt. Auf dem Fahrrad, auf dem Gehweg, im Treppenhaus. Ich habe gegrüßt, was das Zeug hielt. Die Reaktion? Nun ja: zunächst Verwirrung, dann zunehmend Funkstille. Die meisten Erwachsenen reagierten nicht – nicht mit einem Lächeln, nicht mit einem Nicken, nicht einmal mit einem Blick. Offenbar hatte ich in einer Gegend gegrüßt, in der freundliche kleine Jungen entweder selten oder verdächtig waren. Ich erinnere mich an das Gefühl, als ich das Grüßen dann irgendwann aufgab: eine Art kindlicher Abschied vom Ideal, dass Freundlichkeit automatisch auf Gegenseitigkeit trifft. Ein kleines Stück Enttäuschung – so leise, dass es fast unterging. Fast. Denn Jahre später – irgendwo zwischen Semi...

Konfliktbaustelle im Kopf – Das lange Pfingstwochenende und der innere Zwiespalt

Pfingsten steht vor der Tür. Drei freie Tage. Ein bisschen Luxus-Zeit. Ein bisschen „endlich mal“. Und schon beginnt der innere Schlagabtausch: Team Pflichtgefühl flüstert: „Du solltest endlich mal die Fenster putzen, Mails abarbeiten, Akten erledigen, die du seit März vor dir herschiebst.“ Team Komfort ruft: „Ach, lass gut sein. Netflix, Snacks, und mal drei Tage so tun, als ob es keine Welt da draußen gibt.“ Und dann gibt es noch diesen zarten dritten Impuls, oft überhört, aber eigentlich ziemlich klug: „Wie wäre es, wenn du mal was für dich machst? Wirklich für dich.“ Warum ist dieser innere Konflikt so hartnäckig? Weil wir zwischen Erwartung, Gewohnheit und Sehnsucht hin- und hergerissen sind: Das Pflichtgefühl macht Druck. Die Bequemlichkeit will entlasten. Die eigene Stimme will gehört werden – aber ist oft die leiseste. Das Ergebnis? Ein Wochenende zwischen To-do-Listen und Routinetätigkeiten, an dessen Ende ein unangenehm vertrauter Gedanke lauert: ...

Konfliktbaustelle: Das beste Lob kommt ohne Applaus

Oder: Wenn nach der Mediation der Wunsch nach mehr Konflikten aufkommt Siggi hat am Telefon wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Ein Konflikt in einem Unternehmen, festgefahren, gereizt, klebrig wie Karamell auf der Tastatur. Die Erwartungen? Verhalten. Die Ausgangslage? Verhärtet. Die Beteiligten? Müde vom Thema. Aber: Siggi macht’s kurz. Menschlich. Klar. Mit einem Ohr für Zwischentöne und einem Gespür für Knoten, die nicht zerschnitten, sondern gelöst werden wollen. Am Ende der Leitung seufzt eine Stimme, freundlich und ein kleines bisschen enttäuscht: „Schade. Leider haben wir jetzt hier nur den einen Konflikt. Und der ist ja jetzt aufgelöst.“ 💥 Bämm. Kein Applaus. Keine Urkunde. Keine LinkedIn-Empfehlung. Aber: Das beste Lob, das man bekommen kann. 🧠 Warum ist das so großartig? Weil es zeigt, was gute Konfliktarbeit leisten kann – und was sie nicht mehr braucht, wenn sie wirkt: Keine Show. Kein Drama. Kein langes Nacharbeiten. Einfach: Lösung – erled...

Konfliktbaustelle: Der Ausflug zum Gutshof – Träume, Täuschung und der Skoda Yeti

Es beginnt oft ganz harmlos. Ein Sonntag, ein Sonnenstrahl, ein offenes Portal im Internet: „Tag der offenen Tür auf Gutshof Lindenfels. Historisches Anwesen, renoviert mit Herzblut.“ Was dann passiert, ist der Klassiker: Man fährt hin. Man schlendert durch Flure mit Dielenbrettgeschichten. Man streicht über Steinmauern, als würde man bald entscheiden, ob hier die Bücherwand oder der Konzertflügel stehen soll. Und man weiß: Man kann sich das nicht leisten. Aber macht das was? Die Realität vieler Menschen parkt draußen auf dem Schotterplatz – in Form eines Skoda Yeti mit zwei kleinen Dellen, einer Dachbox und Kindersitz. Innen aber? Träume in Vollausstattung. Bentley oder Bauchgefühl? Noch ein Beispiel: Eine Probefahrt mit einem Bentley – obwohl das Konto nicht einmal mehr die Anzahlung für eine neue Spülmaschine hergibt. Ist das nun Motivation, ein Spiel mit Möglichkeiten – oder schon vorsätzliche Täuschung? Was passiert da kommunikativ – und psychologisch? Im Kern geht es um zwei ...

Konfliktbaustelle: Der Pedalritter-Effekt

Oder: Warum auch Kommunikationsprofis manchmal zu schnell schalten Es war alles angerichtet für ein perfektes Motorsporterlebnis: Lautstarke Motoren. Der Duft von Gummi, Benzin und Siegermentalität. Sportwagen und Rallye-Legenden auf den Straßen von Langenburg. Rennsportbegeisterte Menschen überall – das Adrenalin lag in der Luft. Und dann: zwei e-Bike-Fahrer. Mit T-Shirts, auf denen in markanten Lettern stand: „Pedalritter“. Unser erster Gedanke? Wie deplatziert! „Was für eine ironisch-feinsinnige Provokation – mit Elektromotor durch eine PS-Pilgerstätte…“ Oder vielleicht ein Statement? Rad statt Rennmaschine? Nachhaltigkeit statt Nostalgie? Unser zweiter Gedanke: Was wollen die uns wohl sagen? Unser dritter Gedanke kam nach dem Griff zur Suchmaschine: „Pedalritter“ ist… eine Fahrradmarke. Die Shirts gibt’s wahrscheinlich beim Kauf dazu. Also eher: „Ich hab mir ein gutes E-Bike gekauft – und das Shirt war gratis.“ Die Lehre aus Langenburg: Auch wir Kommunikationsprofis tappen ...